Jährlich acht Millionen Tote durch Sepsis

Sepsis ist in 60 Prozent der Fälle die Todesursache von kleinen Kindern
Sepsis – im Volksmund Blutvergiftung - ist nicht allein ein Problem der dritten Welt. Auch in Deutschland ist die Sepsis ein Problem, und zwar ein unterschätztes wie das Kompetenznetzes Sepsis (SepNet) kürzlich herausfand. Nach einer aktuellen Studie des Kompetenznetzes sterben hierzulande jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer Sepsis. Stichproben an Krankenhäusern hatten ergeben, dass elf Prozent der Patienten an einer Sepsis litten. „Hochgerechnet auf ganz Deutschland sind das mehr als 150.000 Betroffene pro Jahr“, sagt Dr. Frank Martin Brunkhorst von der Universitätsklinik Jena. Etwa die Hälfte der Patienten würde an der Erkrankung versterben. Allein für die Behandlung der Patienten auf der Intensivstation würden pro Jahr schätzungsweise 1,7 Milliarden Euro aufgewendet, rechnet der Intensivmediziner vor. Sepsis sei damit die teuerste Erkrankung auf deutschen Intensivstationen.
Hohe Dunkelziffer
Die aktuelle Untersuchung des SepNet ist nach Angaben von Brunkhorst die erste Studie, die zuverlässige Aussagen darüber erlaubt, wie viele Menschen in Deutschland an einer Sepsis erkranken und wie viele der Betroffenen versterben. Das bisher verfügbare Zahlenmaterial beruhte hauptsächlich auf Meldungen der einzelnen Krankenhäuser zur Todesursache verstorbener Patienten. "Diese Angaben sind oft ungenau", erläutert Brunkhorst. "Da heißt es zum Beispiel, der Patient sei an einer Lungenentzündung gestorben. Tatsächlich war aber nicht die Lungenentzündung selber die Todesursache, sondern eine nicht beherrschbare Sepsis, die sich aus der Lungenentzündung entwickelt hat."
Sepsis wesentliche Ursache für Müttersterblichkiet
Nach Angaben der Global Sepsis Alliance versterben weltweit jedes Jahr acht Millionen Menschen an einer Sepsis. Die Sepsis gilt als vorherrschende Todesursache bei Infektionserkrankungen, die wiederum jeden zweiten Todesfall verursachen. Der Organisation zufolge ist Sepsis in 60 Prozent der Fälle die Todesursache von Kindern unter fünf Jahren und eine der wesentlichen Ursachen für Müttersterblichkeit. Mindestens zehn bis 15 Prozent der Todesfälle durch Sepsis könnten durch Maßnahmen wie Impfungen, Hygienevorkehrungen, Früherkennung und eine sofortige Behandlung verhindert werden, teilt die Global Sepsis Alliance zum Welt-Sepsis-Tag 2014 mit. Angesichts der aktuellen Ebola-Epidemie weist die Alliance außerdem darauf hin, dass auch der Ebola-Erreger zu einer Sepsis führen kann und appelliert an die Internationale Gemeinschaft, die Ebola-Epidemie mit allen Mitteln zu bekämpfen.
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