
Das Krankheitsbild der isoliert systolischen Hypertonie wird in den nächsten Jahren zunehmen – Foto: ©Minerva Studio - stock.adobe.com
Die isolierte systolische Hypertonie wird sich in den nächsten Jahrzehnten zur häufigsten Bluthochdruck-Form entwickeln. Das sagt Charité-Forscher Prof. Markus van der Giet in einem Fachaufsatz in der Zeitschrift CardioVasc. Grund ist die zunehmend alternde Bevölkerung.
Der diastolische Blutdruck nimmt im Lauf des Lebens ab - vor allem durch die alterungsbedingt zunehmende Herzinsuffizienz und der damit verbundenen Reduktion des Herzzeitminutenvolumens - die Menge Blut, die das Herz in einer Minute auswirft.
Isoliert systolische Hypertonie wird zunehmen
Der systolische Blutdruck hingegen steigt bei allen Patienten an – auch das eine Folge des Alterns. Im Normalzustand funktioniert die Aorta wie ein Windkessel, der in der systolischen Phase einen Teil des Blutdrucks dämpft.
Im Alter verliert die Aorta ihre Elastizität, auch die glatten Gefäßmuskelzellen versteifen. Damit verliert die Aorta ihre Fähigkeit, den systolischen Blutdruck zu regulieren. Es kommt zur isolierten systolischen Hypertonie bei stabilem oder sinkendem diastolischen Blutdruck.
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt
Mit dem Anstieg des systolischen Blutdrucks steigt das Risiko für schwerwiegende bis tödliche Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, so van der Giet, Leiter des Hochdruckzentrums und Leiter des Transplantationsprogramms der Charité am Standort Benjamin Franklin.
In einer Metaanalyse von 123 Studien mit über 630.000 Patienten wurde gezeigt, dass eine systolische Blutdrucksenkung von 10 mmHg zu einem Rückgang kardiovaskulärer Ereignisse um 20 Prozent, koronarer Herzereignisse um 17 Prozent, Herzversagen um 18 Prozent und der Gesamtmortalität um 13 Prozent führt.
Betablocker sind nicht zu empfehlen
Als Medikamente der ersten Wahl zur Behandlung der isolierten systolischen Hypertonie gelten Kalziumkanalblocker (Nifedipin, Nitrendipin, Amlodipin) beziehungsweise thiazidartige Diuretika (Chlorthalidon, Indapamid). Nicht selten sei eine Kombinationstherapie aus beiden Medikamentenklassen erforderlich.
Über die Wirksamkeit von Hydrochlorothiazid als Alternative zu thiazidartigen Diuretika gebe es noch keine Studien. Einen geringen Effakt haben ACE-Hemmer beziehungsweise AT1-Rezeptorblocker. Nicht zu empfehlen sind Betablocker.
Blutdruck nicht übermäßig senken
Ziel der Therapie ist ein systolischer Blutdruck von unter 140 mmHg. Bei Patienten jenseits des 80. Lebensjahres ohne wesentliche Begleiterkrankungen kann es sogar reichen, einen systolischen Blutdruck von unter 150 mmHg anzustreben, so van der Giet.
Eine übermäßige Senkung des Blutdrucks könne vor allem für die höhere Altersgruppe durchaus negative Konsequenzen mit vermehrten Nebenwirkungen bedeuten - dazu zählt eine Verschlechterung der Nierenfunktion.
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