In welche Klinik zur Frühchen-Versorgung?

Perinatalzentren.org will Qualität von Frühchen-Stationen zeigen – Foto: Ramona Heim
Rund 9000 Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm kommen in Deutschland pro Jahr zur Welt. Sie brauchen eine intensivmedizinische Versorgung in spezialisierten Krankenhäusern. Bundesweit versorgen derzeit etwa 180 bis 200 Kliniken Früh- und Neugeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm. Sie bezeichnet man im Fachjargon als Perinatalzentren.
Die Zulassung als Perinatalzentrum ist an bestimmte Kriterien geknüpft. Dazu zählten bis 2012 auch Mindestmengen. Diese Regelung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) jedoch nach mehreren Gerichtsverfahren ausgesetzt. Geblieben sind aber strukturelle Anforderungen an die Krankenhäuser. Perinatalzentren müssen neben einer Abteilung für Geburtshilfe auch eine Neonatologie vorhalten. Unterschieden wird zwischen Perinatalzentren der Stufe 1 und Stufe 2.
Neue Website: Die Hälfte der Perinatalzentren macht mit
Das neue Portal gibt Auskunft über die Häufigkeit von Komplikationen, wie zum Beispiel Hirnblutungen, Netzhauterkrankungen und entzündlichen Darmerkrankungen und über die Sterblichkeitsraten der versorgten Frühgeborenen in den beteiligten Zentren. Die Daten stammen aus den Jahren 2008 bis 2012. Die Website wendet sich an werdende Eltern und einweisende Ärzte gleichermaßen. Die Nutzer können die Krankenhäuser nach bestimmten Kriterien sortieren. Dazu zählen zum Beispiel die Behandlungsroutine, aber auch das Überleben der Frühgeborenen insgesamt oder das Überleben der Frühchen ohne schwere Erkrankungen. Außerdem können teilnehmende Kliniken nach Name, Region und Entfernung gesucht werden.
„Die Freischaltung dieser zentralen Website ist ein erheblicher Fortschritt in Richtung Transparenz“, sagte Dr. Regina Klakow-Franck, Vorsitzende des zuständigen GBA-Unterausschusses Qualitätssicherung. Bisher haben die Kliniken die Qualitätsdaten ihrer Zentren auf ihren eigenen Webseiten dargestellt. Dazu sind sie verpflichtet. Die Teilnahme an dem neuen Portal ist vorerst freiwillig. Rund die Hälfte der geschätzten 180-200 Perinatalzentren beteiligen sich. Das zeige deutlich deren eigenes Interesse an Qualitätsvergleichen und Qualitätstransparenz, meint Klakow-Franck.
Neue Transparenz wird bald Pflicht
„Indem Krankenhäuser ihre Daten freiwillig und zentral im Internet veröffentlichen, zeigen sie, dass sie in diesem besonders sensiblen Versorgungsbereich ein hohes Maß an Transparenz an den Tag legen und gewillt sind, fortlaufend an ihrer Behandlungsqualität zu arbeiten und diese zu optimieren“, so Professor Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des AQUA-Instituts, das die Seite in Kooperation mit dem G-BA erstellt hat. Die Veröffentlichung der Daten von Perinatalzentren auf einer eigenen Internetplattform hatte der G-BA im Juli 2013 beschlossen. In absehbarer Zeit soll die Teilnahme an dem Portal für die Zentren verpflichtend werden.
Für Berlin gibt es ein ähnliches Instrument mit dem Klinikfinder der Gesundheitsberater bereits seit einigen Jahren. Die krankenhaussuche.berlin.de zeigt unter anderem auch Kliniken zur Versorgung von Frühgeborenen in der Hauptstadt an. Auch dort ist die Teilnahme freiwillig.
Foto: Ramona Heim - Fotolia.com