Impfung gegen Covid-19 beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit

Die mRNA-Impfstoffe machen nicht unfruchtbar, betonen Geburtsmediziner – Foto: Adobe Stock/New Africa
In Kreisen der Impfgegner und nicht nur da kursiert das Gerücht, die Covid-19-Impfung mache unfruchtbar. Die Impfung beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit - das stellen jetzt Prof. Udo Markert, Leiter des Plazenta-Labors der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena und Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena, in einem Positionspapier fest.
Fehlinformationen und Verschwörungstheorien begleiten die Covid-19 Pandemie seit deren Beginn. Angst und Verunsicherung sind ein fruchtbarer Nährboden für Gerüchte und Halbwahrheiten. Mittlerweile beziehen sie sich auch auf die entwickelten Impfstoffe, insbesondere auf die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.
Antkörper wirken gegen Plazenta-Bestandteile?
Diese bestehen aus messengerRNA (mRNA), durch die die Körperzellen im Bereich der Injektionsstelle Proteine produzieren, die der Oberfläche der Coronaviren - den sogenannten Spikes - ähneln und dadurch Immunzellen aktivieren, spezifische Antikörper zu bilden. In sozialen Medien findet sich seit Ende 2020 die Behauptung, diese Antikörper würden auch gegen Bestandteile der Plazenta wirken und so zu einer Unfruchtbarkeit führen.
Hintergrund: Das Corona-Spike Protein besteht aus 1.273 Aminosäuren. Darin enthalten ist die aus fünf Aminosäuren bestehende Sequenz VVNQN. Eine ähnliche, aber nicht identische Sequenz aus fünf Aminosäuren (VVLQN) befindet sich im Protein Syncytin-1. Syncytin-1 ist ein Protein aus 538 Aminosäuren, das in der menschlichen Plazenta gebildet wird.
Aminosäuren-Sequenz nicht für Antikörper erreichbar
Es wird nun behauptet, dass der Impfstoff dadurch eine Immunantwort nicht nur gegen das Corona-Spike-Protein, sondern auch gegen das Syncytin-1 in der Plazenta hervorrufen und so eine Infertilität verursachen könnte. Doch das ist höchst unwahrscheinlich.
Denn zum einen liegt die VVLQN-Aminosäuren-Sequenz unterhalb der Plazenta-Oberfläche zwischen den beiden Lipidschichten der Oberflächenmembran und ist somit für eventuelle Antikörper nicht direkt erreichbar.
Impfung gegen Covid-19 beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit
Zum anderen: Träfe dies zu, müsste gerade eine Covid-19-Erkrankung zu einer Infertilität führen, da in diesem Fall die Antigen-Belastung der Patientin durch das Corona-Spike-Protein und somit auch die potenzielle Antikörper-Bildung deutlich höher und unkalkulierbarer als im Falle einer Impfung wäre. Das ist durch die bisherigen Erfahrungen mit Covid-19 erkrankten Schwangeren nicht bestätigt.
Fazit der Wissenschaftler: Die Impfung gegen Covid-19 beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit. Aus Sicht der Plazenta-Forschung und Reproduktionsmedizin seien daher entsprechende Behauptungen völlig unbegründet. "Wir würden allen Frauen eine Impfung empfehlen, um eine Erkrankung und deren großenteils noch unbekannten langfristigen Folgen zu vermeiden", so die Geburtsmediziner.
Antikörper gegen MS bindet nicht an Plazenta-Protein
Bereits vor einigen Jahren wurde ein therapeutischer IgG4-Antikörper (Temelimab) gegen das HERV-W-env-Protein zur Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus entwickelt. Dieses Protein besitzt eine 81-prozentige Übereinstimmung mit dem Syncytin-1 Protein.
In in-vitro Experimenten mit dem therapeutischen Antikörper wurde gezeigt, dass er praktisch nicht an Syncytin bindet und keinen Einfluss auf die Funktionalität von Syncytin in Bezug auf die Synzytiotrophoblastzell-Fusion hat, die für eine normale Plazentaentwicklung wichtig ist.
Foto: Adobe Stock/New Africa