Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Immer mehr Fälle von Magersucht und Spätanorexie

Sonntag, 12. Juli 2015 – Autor:
Frankreich hat gerade mit einem Gesetz magersüchtige Models vom Laufsteg verbannt. Daten der Barmer GEK zeigen unterdessen: Magersucht wird nicht nur bei jungen Mädchen häufiger, sondern auch bei Frauen über 50. Experten sprechen von Spätanorexie.
Immer mehr Fälle von Magersucht und Spätanorexie

Spätanorexie ist wenn, über 50-jährige an Magersucht erkranken

Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Binge Eating nehmen zu. Am häufigsten ist die Anorexia nervosa, bei der sich die Betroffenen auf eine Art Nulldiät setzen. Um das wachsende Problem in den Griff zu bekommen, hat Frankreich eine radikale Maßnahme ergriffen: Das französische Parlament hat vergangene Woche ein Gesetz gegen magersüchtige Models auf den Laufstegen verabschiedet. Mit einem Jahr Gefängnis und 10.000 Euro Geldstrafe sollen diejenigen bestraft werden, die zu einer "übermäßigen Magerheit" anstacheln und dadurch einen Menschen Gesundheits- oder gar Todesgefahren aussetzen, heißt es in dem Gesetz.

Der Landesgeschäftsführer der BARMER GEK Sachsen Paul-Friedrich Loose hält wenig davon. "Magersucht lässt sich nicht per Gesetz verbieten. Die Ursachen für Magersucht liegen in der Regel ganz woanders“, sagt Loose. Es seien zum Beispiel Schwierigkeiten in der Familie, nicht verarbeitete Trauer oder Leistungsdruck, der auch auf den eigenen Körper übertragen werde. Wer magersüchtig sei, brauche kein Gesetz, sondern professionelle Hilfe, so der Kassenexperte.

Zahl der behandlungsdürftigen Magersüchtigen wächst

Bei der Auswertung ihrer Versichertendaten machte die Barmer GEK einen alarmierenden Fund: In Sachsen ist die Zahl der behandlungsbedürftigen Menschen in fünf Jahren um rund 17 Prozent gestiegen. So wurden im Jahr 2009 1.143 Versicherte wegen einer Essstörung ärztlich behandelt, im Jahr 2014 waren es bereits 1.368 Versicherte. Die meisten Fälle verzeichnet die Kasse in der Altersgruppe der 19- bis 30-Jährigen, den prozentual höchsten Anstieg in Sachsen bei den 13- bis 18-Jährigen. In dieser Altersgruppe hat sich die Zahl der Magersüchtigen seit 2009 fast verdoppelt.

Hinter Spätanorexie kann Angst vor dem Älterwerden stecken

Doch nicht nur bei den Teenagern wird den Daten zufolge Magersucht zum wachsenden Problem: In der Gruppe der über 50- Jährigen sind die Fallzahlen in Sachsen um mehr als 20 Prozent gestiegen. Sogar über 60-Jährige befinden sich wegen einer Magersucht in Behandlung. 

Bei Magersucht im höheren Alter spricht man von einer Spätanorexie. Auslöser dafür können schwere Lebenskrisen, der veränderte Körper nach einer Geburt, jahrelange Diäten oder die Angst vor dem Älterwerden sein. „In einer jugendfixierten Gesellschaft wächst mit dem Älterwerden die Angst vor dem Verlust von Erfolg, Anerkennung und Konkurrenzfähigkeit", mutmaßt Loose über die Ursachen einer Spätanorexie. Prävention müsse daher frühzeitig beginnen. „Je früher sie startet, desto eher können ernsthafte Essstörungen verhindert werden“, so Loose.

Foto: © shalunx - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Magersucht , Essstörungen , Alter

Weitere Nachrichten zum Thema Barmer Erhebung

13.12.2015

Mehr als 700.000 Menschen in Deutschland leiden Schätzungen zufolge an Magersucht. In einer Studie konnte nun gezeigt werden, dass bei ihnen, wenn sie sich für ein Nahrungsmittel entscheiden sollen, dieselben Hirnregionen aktiv sind wie bei Spielsüchtigen und Substanzabhängigen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin