Immer mehr Fälle von Magersucht und Spätanorexie

Spätanorexie ist wenn, über 50-jährige an Magersucht erkranken
Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Binge Eating nehmen zu. Am häufigsten ist die Anorexia nervosa, bei der sich die Betroffenen auf eine Art Nulldiät setzen. Um das wachsende Problem in den Griff zu bekommen, hat Frankreich eine radikale Maßnahme ergriffen: Das französische Parlament hat vergangene Woche ein Gesetz gegen magersüchtige Models auf den Laufstegen verabschiedet. Mit einem Jahr Gefängnis und 10.000 Euro Geldstrafe sollen diejenigen bestraft werden, die zu einer "übermäßigen Magerheit" anstacheln und dadurch einen Menschen Gesundheits- oder gar Todesgefahren aussetzen, heißt es in dem Gesetz.
Der Landesgeschäftsführer der BARMER GEK Sachsen Paul-Friedrich Loose hält wenig davon. "Magersucht lässt sich nicht per Gesetz verbieten. Die Ursachen für Magersucht liegen in der Regel ganz woanders“, sagt Loose. Es seien zum Beispiel Schwierigkeiten in der Familie, nicht verarbeitete Trauer oder Leistungsdruck, der auch auf den eigenen Körper übertragen werde. Wer magersüchtig sei, brauche kein Gesetz, sondern professionelle Hilfe, so der Kassenexperte.
Zahl der behandlungsdürftigen Magersüchtigen wächst
Bei der Auswertung ihrer Versichertendaten machte die Barmer GEK einen alarmierenden Fund: In Sachsen ist die Zahl der behandlungsbedürftigen Menschen in fünf Jahren um rund 17 Prozent gestiegen. So wurden im Jahr 2009 1.143 Versicherte wegen einer Essstörung ärztlich behandelt, im Jahr 2014 waren es bereits 1.368 Versicherte. Die meisten Fälle verzeichnet die Kasse in der Altersgruppe der 19- bis 30-Jährigen, den prozentual höchsten Anstieg in Sachsen bei den 13- bis 18-Jährigen. In dieser Altersgruppe hat sich die Zahl der Magersüchtigen seit 2009 fast verdoppelt.
Hinter Spätanorexie kann Angst vor dem Älterwerden stecken
Doch nicht nur bei den Teenagern wird den Daten zufolge Magersucht zum wachsenden Problem: In der Gruppe der über 50- Jährigen sind die Fallzahlen in Sachsen um mehr als 20 Prozent gestiegen. Sogar über 60-Jährige befinden sich wegen einer Magersucht in Behandlung.
Bei Magersucht im höheren Alter spricht man von einer Spätanorexie. Auslöser dafür können schwere Lebenskrisen, der veränderte Körper nach einer Geburt, jahrelange Diäten oder die Angst vor dem Älterwerden sein. „In einer jugendfixierten Gesellschaft wächst mit dem Älterwerden die Angst vor dem Verlust von Erfolg, Anerkennung und Konkurrenzfähigkeit", mutmaßt Loose über die Ursachen einer Spätanorexie. Prävention müsse daher frühzeitig beginnen. „Je früher sie startet, desto eher können ernsthafte Essstörungen verhindert werden“, so Loose.
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