Herzstillstand: Einen Defibrillator bedienen kann jeder

Kasten öffnen, Gerät herausnehmen, auspacken und los: Moderne Defibrillator-Geräte („AED“) – wie hier in der Warschauer U-Bahn – führen Ersthelfer wie ein Moderator durch die Wiederbelebung von Patienten mit Herzstillstand. – Foto: AdobeStock/katatonia
Wenn an der Supermarktkasse, in der U-Bahn oder im eigenen Betrieb jemand zusammenbricht und bewusstlos und leblos daliegt, ist es wichtig, dass Ersthelfer entschlossen und ohne Angst vor Fehlern handeln, auch wenn es Überwindung kostet. Eine binnen drei Minuten beginnende Reanimation mit Beatmung, Herzdruckmassage und einem „Automatisierten Externen Defibrillator“ (AED) hat laut Deutschem Rotem Kreuz (DRK) beachtliche Aussicht auf Erfolg.
Herzstillstand: Die Checkliste für Ersthelfer
Der erste Schritt für Ersthelfer: die Vitalfunktionen prüfen. Ist jemand bewusstlos, sind weder Puls noch Atmung spürbar und sind die Pupillen der Augen weit und lichtstarr, ist klar: Herz-Kreislaufstillstand – Zeit für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, idealerweise unter Zuhilfenahme eines Automatisierten Externen Defibrillators.
Folgende Aufgaben sind unter den Ersthelfern zu verteilen (idealerweise mindestens vier Personen):
1. Sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) beginnen
Erste Person: den Kopf überstrecken, damit die Zunge den Rachen nicht verlegt, und für freie Atemwege sorgen; weil es hygienischer ist und die Überwindung reduziert: Papiertaschentuch auf die Mund-Nase-Partie des Patienten legen; Mund-zu-Nase- oder Mund-zu-Mund-Beatmung (zwei Mal), gleichmäßig blasen, sodass sich der Brustkorb sichtbar hebt.
Zweite Person: Handballen auf die Mitte des Brustbeins legen, anderen Handballen darauf, Arme durchdrücken und Brustkorb circa fünf Zentimeter tief eindrücken (Frequenz: mindestens 100 pro Minute). Drücken-entlasten-drücken-entlasten im Wechsel (30-mal). Dann wieder zweimal Beatmung usw.
Immer wieder eine mögliche Rückkehr von Puls und Atmung kontrollieren. Setzen diese wieder ein: stabile Seitenlage. Wenn nicht: Reanimation fortsetzen, bis Rettungsdienst und Notarzt eintreffen. Immer wieder die Rollen tauschen, denn Herzdruckmassage strengt richtig an.
2. Qualifizierten Notruf absetzen – Notarzt rufen
Dritte Person: Notruf 112 wählen, „Verdacht auf Herz-Kreislaufstillstand“ melden, Name, Straße, Hausnummer angeben und eine Mobiltelefonnummer. Und – wichtig: Der Leitstelle sagen, dass jemand vor dem Haus steht und dem Rettungsdienst den Weg weist, damit nicht kostbare Zeit mit unnötigem Suchen verloren geht. Dann vors Haus gehen (und das den anderen Ersthelfern auch kommunizieren).
3. Gibt es hier ein Defibrillator-Gerät?
Vierte Person: Während die Wiederbelebung läuft, einen möglicherweise vorhandenen „Automatisierten Externen Defibrillator“ (AED) herbeiholen. Warum das wichtig ist?
Nach Informationen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sterben in Deutschland jährlich über 100.000 Menschen in Deutschland am plötzlichen Herztod. Die häufigste Ursache dafür ist laut DRK das sogenannte Kammerflimmern. Das bedeutet: Der Sinusknoten, also der zentrale Impulsgeber im Herz, funktioniert nicht mehr und damit der Wechsel aus Kontraktion und Entspannung, der die Pumpleistung des Herzes ausmacht. Die Herzmuskelfasern zucken anarchisch gegeneinander statt gemeinsam, der Bluttransport bricht zusammen.
Defibrillation: Stromstöße beenden das Chaos im Herzmuskel
„Die einzig wirksame Methode dagegen ist die möglichst frühzeitige Defibrillation“, heißt es in einer Empfehlung des Roten Kreuzes für den Notfall. Mittels eines oder mehrerer wohldosierter Stromstöße werden die Herzmuskelzellen wieder koordiniert – Voraussetzung dafür, dass der Herzmuskel wieder von selbst schlagen kann und auch die manuelle Reanimation Aussicht auf Erfolg hat.
Defibrillator-Gerät von völlig Unerfahrenen leicht zu bedienen
Da ein plötzlicher Herzstillstand überall und jederzeit eintreten kann, sind häufig zuerst Laien als Ersthelfer bei dem Betroffenen. „Ein Automatischer Externer Defibrillator ist so ausgelegt, dass ihn auch völlig unerfahrene Personen in einer Notfallsituation bedienen können“, heißt es in einem Erste-Hilfe-Ratgeber des DRK. Solche Geräte sind heute schon in vielen öffentlichen Gebäuden wie Bahnhöfen und großen Einkaufszentren zu finden. „Die Bedienung eines AEDs ist äußerst einfach und sicher. Für die lebensrettende Behandlung sind nur wenige Schritte erforderlich. Der Defibrillator sagt Ihnen dabei immer genau, was Sie tun müssen.“
Defibrillator führt wie ein Moderator durch die Notfallsituation
Zunächst müssen Herzdruckmassage und Beatmung abwechselnd weiter durchgeführt werden, bis ein AED zur Hand ist. Der Defibrillator führt ab dann durch die Rettungsaktion (über Sprache oder Text). Mittels Klebe-Elektroden wird zunächst das Herz des Betroffenen analysiert. Liegt ein Kammerflimmern vor, signalisiert das Gerät, dass ein Elektroschock notwendig ist. Automatische AED-Geräte setzen die elektrischen Impulse selbst. Halbautomatische teilen dem Ersthelfer mit, ob und wann er per Knopfdruck einen Stromstoß an das Herz abgeben soll und kann. Wichtig ist dabei der Selbstschutz: Die leblose Person während des Elektroschocks auf keinen Fall berühren!
Wo die öffentliche Aufstellung eines Defibrillators empfohlen wird
Zwar sind AEDs in Unternehmen nicht vorgeschrieben, doch werben Arbeitsschutz-Institutionen wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) für eine freiwillige Anschaffung – vor allem in Unternehmen mit viel Publikumsverkehr, bei besonderer Gefährdungslage (etwa durch Strom) oder bei langen Anfahrtswegen für den Rettungsdienst.
Die Überlebensprognosen sprechen eine klare Sprache: Mit einer guten Herz-Lungen-Wiederbelebung und dem sofortigen Einsatz eines AED innerhalb der ersten drei Minuten liegen die Überlebenschancen von Betroffenen laut Deutschem Rotem Kreuz bei über 75 Prozent.