Heiße Sommertage: Fensterstürze von Kindern häufen sich

Kinder sind neugierig – und offene Fenster oder Brüstungen von Balkons deshalb für sie besonders gefährlich. – Foto: AdobeStock/Paul Retherford
Kinder sind neugierig und wollen für sich die Welt erobern. Das ist wunderbar mit anzusehen – aber brandgefährlich, wenn in den Sommermonaten Türen und Fenster „nur mal kurz“ geöffnet werden oder gar länger offen stehen. Nach Beobachtungen der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ in Bonn (BAG) sind Stürze aus dem Fenster oder von Balkons ein typisches Phänomen der warmen Jahreszeit. Im Schnitt einen tödlichen Unfall pro Woche registriert die BAG in dieser Zeit. Kinder unter 6 Jahren sind besonders oft betroffen.
Besonders in Gefahr: Kleinkinder ab dem Lauflernalter
„Meist sind es Kleinkinder ab dem Lauflernalter, die aus dem Fenster oder vom Balkon stürzen“, heißt es bei der Aktion „Das sichere Haus“ (DSH), Hamburg. Auch wenn manches Kleinkind Glück hat und einen Sturz aus dem Fenster und vom Balkon selbst aus großer Höhe überlebt: Meist führen diese Stürze zu schwersten Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule, die bleibende gesundheitlichen Schäden nach sich ziehen oder sogar zum Tod führen können.
Höherer Körperschwerpunkt: Kinder kippen leichter vornüber
Die Ursache für solche Unfälle ist meist, dass das Fenster oder die Tür offen stehen oder es dem Kind gelingt, es selbständig zu öffnen. Kinder wollen aus dem Fenster schauen oder über das Geländer blicken, um zu erkunden, was das wohl ist. Ist ein Kind in dieser Situation unbeaufsichtigt, kann es sich einen Stuhl oder eine andere Steighilfe heranschieben – viel schneller, als man denkt. Kleine Kinder stürzen leicht vom Balkon oder aus dem Fenster, weil ihr Körperschwerpunkt höher liegt als beim Erwachsenen. Beugen sie sich über ein Geländer, kippen sie schnell vornüber.
Die Aktion „Das sichere Haus“ und die BAG „Mehr Sicherheit für Kinder“ haben für Eltern und andere Aufsichtspersonen folgende Sicherheitstipps für Fenster und Balkone zusammengestellt.
1. So sichert man Fenster gegen Kinderstürze
- Leicht bewegbare Möbel gehören nicht in Fensternähe, denn schon kleine Kinder können Stühle oder Tische ans Fenster schieben und darauf hochklettern. Alles, worauf Kinder herumklettern können, sollte aus der Nähe des Fensters verbannt werden: Neben Stühlen und Sessel, können dies auch Regale oder Tische sein.
- Kurzes Stoßlüften statt langer offenstehender Fenster und Türen! Beim Stoßlüften sollten Kleinkinder zur Sicherheit beaufsichtigt oder vorübergehend in einen Laufstall gesetzt werden.
- Schützend wirken Sicherheitssperren, die dafür sorgen, dass Balkontür und Fenster sich nur einen Spaltbreit öffnen lassen. Manche Konstruktionen verhindern außerdem, dass Türen oder Fenster zufallen und das Kind sich die Finger einklemmt.
2. So sichert man Balkons gegen Kinderstürze
- Ein für Kleinkinder sicheres Balkongeländer hat vertikale Stäbe im Abstand von höchstens neun Zentimetern.
- Verzichten Sie auf Kletterhilfen wie Getränkekisten oder große Blumenkübel auf dem Balkon, damit das Kind nicht das Geländer hochklettern kann.
- Balkonverkleidungen sollten aus Längslatten bestehen. Querlatten laden Kinder zum Hochklettern ein.
- Blumenkästen sind eine effektive Kletterbarriere, wenn sie an der Innenseite der Balkonbrüstung hängen.
- Blumenkübel, Balkonmöbel, Getränkekisten und andere mobile Kletterhilfen gehören auf die Wandseite des Balkons, nicht in die Nähe der Brüstung. Noch besser ist: Bewahren Sie Balkonmöbel möglichst im Haus oder in der Wohnung auf, auch wenn es lästig ist.
- Haken, Ketten oder Riegel sichern Fenster und Balkontüren so, dass kleine Kinder sie nicht öffnen können. Ein zusätzlicher Schutz für Balkontüren sind Türschutzgitter.