Hat Barfußlaufen für Kinder gesundheitliche Vorteile?

Barfuß am Strand - Erholung für die Füße – Foto: ©kieferpix - stock.adobe.com
Immer öfter sieht man sie auch hierzulande: Menschen, die draußen barfuß laufen, sogar mitten in der Stadt. Dennoch ist das Phänomen in Industrieländern noch vergleichsweise selten. Die Fans des Barfußlaufens erklären oft, dass sie sich dadurch stärker mit der Umwelt verbunden fühlen. Aber auch gesundheitliche Gründe werden angeführt. So soll Barfußlaufen Muskeln und Gewebe stärken, Fußfehlstellungen verhindern und für weniger Rückenprobleme sorgen. Fakt ist, dass zu enge Schuhe oder High Heels tatsächlich schlecht für die Füße und den gesamten Bewegungsapparat sind. Wie gesund Barfußgehen speziell für Kinder ist, wollten nun Sportmediziner der Universität Jena hat zusammen mit Kollegen der Stellenbosch Universität bei Kapstadt untersuchen.
Barfußgehen in Südafrika sehr viel verbreiteter
Die Forscher prüften, wie sich das Barfußgehen auf die sportlichen Leistungen von Kindern und Jugendlichen auswirkt. An der Studie unter der Leitung des Sportmediziners Dr. Karsten Hollander aus Hamburg und seiner Jenaer Kollegin Prof. Astrid Zech nahmen über 1.000 Kinder aus Norddeutschland und Südafrika im Alter von 6 bis 18 Jahren teil. Während die afrikanischen Kinder in der Regel barfuß zur Schule gingen, trugen die norddeutschen Kinder täglich Schuhe.
Wie die Forscher erklärten, ist das Barfußgehen bei Kindern und Jugendlichen in der südafrikanischen Westkap-Provinz um die Stadt Stellenbosch, unabhängig vom sozialen Status, sehr verbreitet. Auch die Studenten gehen dort demnach üblicherweise barfuß zur Universität. Um die sportlichen Leistungen der Kinder zu vergleichen, sollten sie drei Tests absolvieren. In einem Balancetest gingen sie rückwärts auf unterschiedlich breiten Balken. Als zweites absolvierten sie einen Sprungtest aus dem Stand und als drittes einen Sprint auf 20 Metern. In beiden Ländern wurden die Tests einmal in Schuhen und einmal barfuß durchgeführt.
Kinder, die häufig barfuß gingen, hatten besseres Gleichgewichtsgefühl
Es zeigte sich, dass die meist barfuß laufenden Kinder aus Südafrika im Balance- und im Sprungtest die besseren Ergebnisse erzielten, und zwar in allen Altersgruppen. Besonders deutlich waren die Unterschiede bei den 6- bis 10-Jährigen. Bei den Sprinttests waren die Ergebnisse umgekehrt. Hier erzielten die Kinder aus Deutschland, vor allem in der Altersgruppe der 11- bis 14-jährigen, die besseren Ergebnisse. Ob sie dies tatsächlich den Schuhen verdanken, sei jedoch unklar, so die Studienautoren. Da die Lauftests an den jeweiligen Schulen vor Ort durchgeführt wurden, könnten die besseren Rahmenbedingungen in Deutschland, wie etwa der Belag auf dem Sportfeld, ausschlaggebend gewesen sein.
Insgesamt waren die Leistungsunterschiede zwischen den afrikanischen und den norddeutschen Kindern nicht sehr groß und wurden mit zunehmendem Alter immer geringer. Allerdings erkannten die Forscher nicht nur die genannten Unterschiede bei den Sporttests. Sie stellten auch fest, dass die „Schuh-Kinder“ eher zu Plattfüßen neigten. Ihr Fußgewölbe war um acht bis zwölf Prozent flacher als das der „Barfuß-Kinder“. Nach Auffassung der Autoren wirkt sich Barfußlaufen in der Kindheit positiv auf die Fußentwicklung, das Gangbild und die körperliche Leistungsfähigkeit aus. Sie empfehlen Eltern daher, ihre Kinder wenigstens ab und zu auch draußen barfuß laufen zu lassen. Die Vorteile, so Studienleiter Hollander, würden dabei die Gefahren des Barfußlaufens überwiegen.
Foto: © kieferpix - Fotolia.com