
Arbeiten gehen trotz offensichtlicher Erkrankung: Frauen, Jüngere und Führungskräfte tun das überdurchschnittlich oft. – Foto: AdobeStock/LIGHTFIELD STUDIOS Bewegung drosselt die Insulin-Produktion
Husten, Fieber, Heiserkeit: Für viele Arbeitnehmer ist das kein Grund, zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren. Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse (TK) mit dem Titel „Präsentismus in einer zunehmend mobilen Arbeitswelt" geht mehr als ein Viertel der Beschäftigten nach eigenen Angaben häufig oder sehr häufig krank zur Arbeit. Lediglich 17 Prozent geben an, grundsätzlich immer zu Hause zu bleiben, wenn sie krank sind. Oft wird demnach sogar zu Medikamenten gegriffen, um überhaupt halbwegs arbeitsfähig zu sein.
Krank am Arbeitsplatz: Mehr Fehler, mehr Unfälle
Bei den Führungskräften tut das mehr als jeder Fünfte häufig (21 Prozent), bei den Beschäftigten ohne Führungsverantwortung sind es immer noch 16 Prozent. „Krank zu arbeiten, hilft niemandem", kommentiert TK-Vorstandschef Jens Baas den in der Studie ermittelten Trend. Wer sich etwa mit einer leichten Erkältung fit fühle, könne – gerade im Homeoffice – natürlich noch im Einsatz sein. Aber: „Wenn man aber wirklich krank ist, muss man sich auskurieren. Alles andere schadet den Beschäftigten und letztlich auch den Arbeitgebern“, sagt Baas. „Verzögerte Genesung, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, mehr Fehler und Unfälle – und angesteckte Kolleginnen und Kollegen: Das sind nur einige der möglichen Folgen, wenn Beschäftigte krank zur Arbeit gehen."
Arbeiten trotz Krankheit: Homeoffice verstärkt das Problem
Überraschenderweise verstärkt die Option, im Homeoffice arbeiten zu können, das Problem noch. So gaben 46 Prozent der Befragten an, dass es im Homeoffice häufiger vorkomme, dass sie arbeiteten, obwohl sie sich krank fühlten. Zwölf Prozent arbeiten dort häufig oder sehr häufig, obwohl sie krankgeschrieben sind, und 30 Prozent greifen im Homeoffice sogar häufig oder sehr häufig zu Medikamenten, um arbeiten zu können.
Motive, warum Menschen krank zur Arbeit gehen
In der Studie wurden auch die Motive dafür abgefragt, warum sich Menschen zugunsten des Arbeitens über eine offensichtliche Erkrankung hinwegsetzen. Fünf Gründe wurden hierfür von den Teilnehmern besonders oft genannt:
- „fehlende Vertretung“
- „die Krankheit ist nicht ansteckend“
- „will den Kollegen nicht zur Last fallen“
- „dringende Arbeiten oder Termine“
- „Spaß an der Arbeit“.
Präsentismus: Typisch für Führungskräfte, Frauen und Jüngere
Von dem, was die Wissenschaft „Präsentismus“ nennt – also eine von übersteigertem Pflichtbewusstsein herrührende und teils sogar zwanghafte Anwesenheit am Arbeitsplatz – sind bestimmte Personengruppen stärker betroffen als andere. Die TK-Studie besagt: Frauen sind es häufiger als Männer, Führungskräfte häufiger als Beschäftigte ohne Personalverantwortung, jüngere Arbeitnehmer häufiger als ältere.
So gaben beispielsweise 30 Prozent der unter 29-Jährigen an, häufig oder sehr häufig trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. Bei den Beschäftigten, die 60 Jahre und älter sind, trifft das nur auf 17 Prozent zu. Auch befristet angestellte Beschäftigte und solche, die neu im Unternehmen sind, gehen eher trotz Krankheit zur Arbeit als Alteingesessene.
Mit dem Chef über den Krankheitsfall sprechen: Ein Tabuthema
„Die Befragung zeigt auch, dass sich die Beschäftigten klare Ansagen und Regeln von ihren Führungskräften für den Krankheitsfall wünschen", sagt TK-Vorstandschef Baas. „Hier gibt es eindeutig Nachholbedarf. 65 Prozent der Befragten haben noch nie mit ihrem Arbeitgeber über das Thema gesprochen.“