Grünflächen reduzieren Hitzestress in der Stadt

Städte leiden besonders unter Hitzestress. Gut durchmischet Grünflächen können für Abkühlung sorgen – Foto: © Adobe Stock/ pap-mab
Mitte Mai werden in Deutschland vielerorts schon Temperaturen von über 30 Grad erreicht. Ein Vorgeschmack auf die sommerlichen Hitzewellen. Besonders heiß wird es dort, wo kaum Grünes und viel Beton zu finden ist: in Innenstädten. Schwarz auf weiß belegen das nun Forscher der TU München. Sie haben drei Jahre lang die Temperaturen in der Stadt Würzburg in verschiedenen Stadtteilen gemessen und die Werte mit dem jeweiligen Anteil der Grünflächen verglichen. Die Ergebnisse sind soeben im Fachmagazin „Scientific Reports“ erschienen.
In den Innenstädten staut sich die Hitze
Danach war die mittlere Lufttemperatur an innerstädtischen Standorten im Vergleich zu Vororten im Sommer um 1,3 Grad Celsius höher, im Winter betrug der Unterschied sogar 5 Grad. „Die Unterschiede wurden durch die Ausprägung der vorherrschenden Flächennutzung, insbesondere die Anzahl der Gebäude, beeinflusst“, sagt Stephan Pauleit, Professor für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung an der TUM.
Besonders extrem waren die Messungen an einem Marktplatz, auf dem kein einziger Baum steht. Hier verzeichneten die Forscher in den drei Jahren insgesamt 97 heiße Tage mit mehr als 30 Grad. Davon galten neun als extreme Hitzestresstage – mit Feuchtkugeltemperaturen von über 35 Grad. Als Feuchtkugeltemperatur wird die tiefste Temperatur bezeichnet, die sich durch Verdunstungskühlung erreichen lässt. Diese Werte zeigen den Einfluss der Umgebung an, einschließlich der Standortmerkmale wie Gebäude oder Grünflächen. In den Vororten Würzburgs kam es dagegen zu keinem einzigen Hitzestresstag.
40 Prozent Grünes für Abkühlung nötig
Nach Abgleich der Daten kommen die Forscher zu folgendem Ergebnis: In Innenstädten ist ein Grünflächenanteil von rund 40 Prozent nötig, um im Sommer für kühlere Temperaturen zu sorgen. „Unsere Studie hat gezeigt, dass etwa 40 Prozent an Grünflächen in der bebauten Umwelt einschließlich Rasenflächen, Gründächern und begrünten Wänden den extremen Hitzestress im Sommer auf die Hälfte reduzieren könnten, ohne dass sich der Kältestress im Winter erhöht“, sagt Dr. Mohammad A. Rahman, Wissenschaftler am Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung.
Grasflächen ebenso wichtig wie Bäume
Den Forschern zufolge kommt es dabei aber auch auf die Mischung der Grünflächen an. Bäume und Rasenflächen erfüllen demnach unterschiedliche Funktionen. Bäume reduzieren die Sonneneinstrahlung auf den Boden und kühlen ihre unmittelbare Umgebung um 1 bis 8 Grad Celsius ab. Grund ist, dass sie Feuchtigkeit abgeben. Rasenflächen lassen hingegen mehr Wind durch als Bäume, was dem Wärmestau im Sommer entgegenwirkt. Grasbewuchs reduziert außerdem die Wärmestrahlung durch höhere Reflexion im Vergleich zur bebauten Umgebung.
Negative Folgen des Klimawandels mindern
„Klimawandelanpassung kann nur gelingen, wenn eine ausreichende Durchgrünung der Stadt sichergestellt ist“, sagt Rahman. Um negative Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit zu vermeiden, seien Grünflächen strategisch zu planen. „So können sie auch in dichter bebauten Stadtquartieren effektiv Wärmebelastungen vermindern.“ Allerdings seien verschiedene Grünflächen wichtig für das Stadtklima, wie die Studie gezeigt habe.