
Die Wissenschaft will in Schweinen Organe züchten. Die Hürde der Retroviren PERV wurde jetzt überwunden
Tausende Menschen warten auf ein neues Organ. Doch menschliche Spenderorgane sind knapp. Zu knapp, um all die Kranken mit einem passenden Transplantat versorgen zu können. Darum konzentriert sich Xenotransplantations-Forschung auf Tiere; insbesondere Schweine könnten aufgrund ihrer Anatomie als mögliche Lieferanten von Ersatzorganen dienen. Bislang machte allerdings sogenannte porcine endogene Retroviren (PERV) den Forscher zu schaffen. Diese Viren schlummern im Erbgut der Schweine und können für den Menschen gefährlich werden.
PERV eliminiert
Dieses Sicherheitsrisiko konnten US-Forscher nun überwinden. Wie Forscher vom Biotechunternehmen eGenesis im Fachmagazin "Science" schreiben, kamen die ersten Ferkel ohne PERV auf die Welt. Möglich machte dies ein Eingriff ins Erbgut mittels Genom-Editor CRISPR/Cas9. Damit konnten die Forscher nach eigenen Angaben 62 potenziell gefährliche Abschnitte in den Erbananlagen entfernen. Anschließend wurde das so manipulierte Erbgut in (DNA-befreite) Eizellen von Schweinen gebracht.
Abstoßungsreaktionen bislang ungelöst
Mit der Geburt der ersten 37 PERV-freien Klonschweine sind allerdings noch längst nicht alle Gefahren für die Übertragung von tierischen Zellen und Organen auf den Menschen gebannt. Abstoßungsreaktionen durch das menschliche Immunsystem bleiben weiterhin ein riesen Problem. Schon bei Verpflanzungen von Organen oder Stammzellen von Mensch zu Mensch stellt dies eine enorme Herausforderung dar. Bei unterschiedlichen Spezies ist diese Gefahr um ein Vielfaches größer. Das ist auch den Forschern von eGenesis klar. Das Team von George Church und Luhan Yang, beides Harvard-Wissenschaftler, sieht darin sogar die größere Schwierigkeit, als die PERV zu eliminieren, und teilte mit, weiter an der Sicherheit der Xenotransplantation zu arbeiten.
Bio-Herzklappen werden seit etlichen Jahren aus Gewebe von Schweinen hergestellt. Allerdings werden die Transplantate von Zellen befreit, so dass eine Übertragung von PERV prinzipiell ausgeschlossen ist.