Forschungsprojekt bietet Trauma-Therapie für Kriegsflüchtlinge

Bilder, die einen nie mehr aus dem Kopf gehen: Kriegserlebnisse können sich tief in die Seele eingraben und zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen. – Foto: AdobeStock/XaMaps
Luftalarm, Bomben- und Raketeneinschläge, brennende Häuser, Verletzte und Tote, Folter und Vergewaltigungen: Menschen, die vor Krieg und Gewalt nach Deutschland geflohen sind, haben oft traumatische Erlebnisse erlitten oder mit ansehen müssen – alles Eindrücke, die eine „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS) auslösen können. Die Betroffenen leiden dann unter Symptomen wie Albträumen, Flashbacks, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, Angst und anderen belastenden negativen Gefühlen. Viele geflüchtete Menschen benötigen deshalb dringend psychotherapeutische Hilfe.
Neue Behandlungsmethode, wissenschaftlich begleitet
Ein aktuelles Forschungsprojekt an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt hat sich zum Ziel gesetzt, die Versorgung von erwachsenen Geflüchteten mit dieser Trauma-bedingten psychischen Erkrankung zu verbessern. Im Rahmen dieses Projekts wird die Wirksamkeit einer neuen Behandlungsmethode für traumatisierte geflüchtete Menschen geprüft – und es sind laut einer aktuellen Mitteilung der Universität noch Behandlungsplätze frei.
Therapie für Gewalt-Flüchtlinge – nicht nur aus der Ukraine
Betroffenen ab 18 Jahren wird eine psychologische Diagnose und Therapie angeboten, bei Bedarf unterstützt durch einen Dolmetscher. Die Flucht kann in den letzten Jahren, etwa durch den Krieg in der Ukraine, stattgefunden haben – aber auch vor Jahrzehnten, etwa in den Jugoslawien-Kriegen in den 1990er-Jahren.
Traumatherapie erstreckt sich über ein Vierteljahr
Die Behandlung besteht aus zehn Doppelsitzungen, die innerhalb von 12 Wochen durchgeführt werden. Eine Vergleichsgruppe erhält dieselbe Behandlung nach einer Wartezeit. Der Erfolg der Therapie wird in beiden Gruppen vor und nach der Behandlung sowie drei und zwölf Monate später diagnostisch erfasst.
Posttraumatische Belastungsstörung: Was ist das?
Die Posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychische Erkrankung, die infolge eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse auftreten kann – in Kriegs- wie in Friedenszeiten. Diese Ereignisse kann man am eigenen Leib erleben – oder auch als Augenzeuge an fremden Personen: zum Beispiel als Opfer oder Augenzeuge von Grausamkeiten wie jetzt im Ukraine-Krieg. Nach Auskunft der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) können folgende Erlebnisse zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen:
- Kriegserlebnisse, Kriegsgefangenschaft
- politische Haft, Folterung, Gefangenschaft in einem Konzentrationslager
- Vergewaltigung
- das Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt – auch in der Kindheit („sexueller Missbrauch“)
- Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag
- Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen
- Unfälle
- die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit.
Typisches PTBS-Symptom: Die Katastrophe durchlebt man innerlich immer wieder
Die PTBS tritt in der Regel innerhalb eines halben Jahres nach dem traumatischen Ereignis auf und geht mit unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Symptomen einher. Grundsymptome einer PTBS können vegetative Übererregbarkeit und sogenannte Flashbacks sein – also das innerliche Wiedererleben traumatischer Erinnerungen in Form eines innerlich ablaufenden Films. Weitere Symptome können ein Gefühl von „emotionaler Taubheit“, Hilflosigkeit und eine Erschütterung des Ich- und Weltverständnisses durch das traumatische Erleben sein.