Fischöl schützt zwar nicht vor, aber nach einem Herzinfarkt

Nach einem Herzinfarkt können Omega-3-Fettsäuren offenbar die Erholung unterstützen – Foto: kaiskynet - Fotolia
Lange Zeit wurde angenommen, dass Fischöl-Kapseln das Risiko für einen Herzinfarkt senken können. Doch dann kamen Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen. Nun hat eine Untersuchung gezeigt, dass Menschen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, durch hochdosierte Omega-3-Fettsäuren ihre Überlebenschance verbessern können. In einer Studie, die im Fachmagazin Circulation veröffentlicht wurde, konnte eine sechsmonatige Behandlung bei Herzinfarktpatienten die Herzfunktion verbessern und das Ausmaß der Fibrosierung reduzieren.
Fischöl-Kapseln erhöhten Pumpleistung des Herzens
Nach einem Herzinfarkt versucht das Herz oft noch nach Monaten, die Muskelausfälle zu kompensieren, indem es bindegewebsartige Narben („Fibrose“) wachsen lässt. Mediziner nennen diese Umbauprozesse auch „Remodeling“. Langfristig können diese Prozesse allerdings in eine chronische Herzschwäche münden, welche die Überlebenschance des Patienten verringert. Für dieses „Remodeling“ gibt es derzeit keine effektive Behandlung.
Forscher aus Boston haben nun in der OMEGA-REMODEL-Studie untersucht, ob Omega-3-Fettsäuren einen positiven Einfluss auf diese Prozesse haben können. Dafür erhielten 358 Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten hatten und bereits standardmäßig behandelt worden waren, eine Therapie mit vier Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag oder Placebo über einen Zeitraum von sechs Monaten.
Wie sich zeigte, konnten die Fischöl-Kapseln die Leistungsfähigkeit des Herzens nach einem Infarkt tatsächlich verbessern. So war bei der Omega-3-Gruppe das sogenannte „linksseitige endsystolisches Volumen“ im Schnitt um 5,8 Prozent geringer. Dieser Wert beschreibt, wie viel Blut nach einer Kontraktion des Herzmuskels in der linken Herzkammer zurückbleibt. Die linke Herzkammer war also in der Lage, mehr Blut in den Kreislauf zu pumpen – ein Hinweis auf eine bessere Prognose für die Patienten.
Weniger Narbengewebe durch Omega-3-Fettsäuren
Zudem zeigten sich bei den Teilnehmern der Fischöl-Gruppe in den nicht vom Infarkt betroffenen Bereichen um 5,6 Prozent weniger Narben als in der Placebogruppe. Solche Fibrosen in zunächst gesunden Bereichen sind eine weitere Folge der krankhaften Umbauprozesse nach einem Infarkt. Auch stellten die Forscher bei den mit Omega-3-Fettsäure behandelten Patienten weniger Marker im Blut fest, die auf Entzündungsprozesse hinweisen.
„Unsere Untersuchung zeigt, dass Omega-3-Fettsäuren eine sicherere und effektive Therapie sind, die das Remodeling des Herzens verbessern kann“, erklärt Raymond Kwong von der Harvard Medical School in Boston. Es handle sich um eine vielversprechende Möglichkeit, Herzschwäche und Todesfälle nach einem Herzinfarkt zu reduzieren. Weitere klinische Studien müssten dies jedoch noch bestätigen. Auch wenn Omega-3-Fettsäuren in der Prävention von Herzinfarkten also offenbar keinen so großen Nutzen haben, wie früher gedacht, können sie der aktuellen Studie zufolge Patienten nach einem Herzinfarkt durchaus helfen.
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