Experten prophezeien neue Parkinson-Therapien

Parkinson: Neue Therapien sollen das Nervenzellsterben stoppen – Foto: goanovi - Fotolia
Parkinson ist neurodegenerative Erkrankung, bei der die Dopamin produzierenden Zellen im Gehirn absterben. Der Botenstoff Dopamin steuert unter anderem die Motorik. Durch Medikamente kann der Dopaminmangel zwar ausgeglichen werden, doch das Zellsterben in der grauen Substanz geht weiter. Im Langzeitverlauf kommt es daher fast immer zu schweren Behinderungen, zum Teil auch zu Persönlichkeitsveränderungen.
Doch nun machen Experten der Deutschen Parkinson Gesellschaft (DPG) Mut. Die Parkinsontherapie stünde am Beginn einer neuen Ära, hieß es im Vorfeld des Welt-Parkinson-Tags am 11. April.
„Jüngste Erfolge der Forschung rücken Therapien in sichtbare Nähe, die nicht nur die Symptome lindern, sondern den Krankheitsprozess beeinflussen“, erklärte der DPG-Vorsitzende Prof. Dr. Georg Ebersbach auf einer Pressekonferenz.
Parkinson-Diagnose immer noch schwierig
In Deutschland und international werden derzeit innovative Therapieansätze erforscht, die Parkinson an der Ursache therapieren und den Nervenzelluntergang aufhalten sollen. Eine Schwierigkeit, Parkinson an der Wurzel zu packen, ist jedoch die Diagnose. Die ist nämlich schwieriger als man denkt. Bis heute lässt sich die Parkinsonsche Krankheit erst nach dem Tod des Patienten mit Sicherheit bestimmen.
„Eine derartige diagnostische Unsicherheit erschwert nicht nur die Behandlung von Parkinsonpatienten, sie behindert auch die Forschung“, erklärt Prof. Dr. Jens Volkmann, erster Vorsitzender der DPG. Bei der klinischen Prüfung von Medikamenten müsse man beispielsweise sehr genau wissen, an welcher Krankheit genau die Patienten erkrankt seien, um mögliche Behandlungseffekte von neuen Substanzen nicht zu verpassen. „Darüber hinaus wissen wir, dass zum Zeitpunkt der ersten motorischen Symptome bereits etwa 50 Prozent der dopaminergen Neurone im Mittelhirn abgestorben sind“, so der Parkinson-Experte. Für eine erfolgreiche ursächliche Behandlung käme die Diagnose daher viel zu spät.
Ein Eiweiß als diagnostischer Biomarker
Biomarker, zum Beispiel im Blut, könnten die Diagnostik erleichtern. Die Suche danach läuft auf Hochtouren. Große Hoffnung wird aktuell auf den Nachweis von Alpha-Synuclein-Ablagerungen außerhalb des Gehirns gesetzt. Diese Eiweiß-Ablagerungen sind etwa durch Hautbiopsien relativ einfach zu gewinnen. Hinweise, dass das Eiweiß Alpha-Synuclein ein diagnostischer Biomarker sein könnte, lieferten kürzlich Neurowissenschaftler aus Marburg und Würzburg. Bei Risikopatienten konnte bereits vor Ausbruch der motorischen Symptome pathologisches Alpha-Synuclein in der Haut nachgewiesen werden. Der Test wird mittlerweile in Studien eingesetzt, die eine Verhinderung der Krankheitsprogression zum Ziel haben.
„Damit ist man der Frühdiagnose einen entscheidenden Schritt näher gekommen“, betonte Volkmann, „und es bricht eine neue Ära bei der Suche nach Therapien an.“
Parkinsonimpfung im Test
Derzeit wird in zwei Studien in Wien ein Antikörper gegen das Eiweiß Alpha-Synuclein untersucht. Die Hoffnung ist, mit dem „Parkinsonimpfstoff“, die Ausbreitung der Krankheit im Keim zu ersticken.
Ein anderer Ansatz, der Parkinson an seiner Ursache packen soll, ist das vermehrte Eisen zu binden, dass sich bei Parkinson in bestimmten Gehirnregionen anreichert. Eisen verstärkt den oxidativen Stress und damit den Zelluntergang.
„Wir haben in den letzten Jahren viele entscheidende Mechanismen verstanden, wie Parkinson entsteht und warum die Krankheit schleichend fortschreitet“, ergänzte Prof. Daniela Berg ebenfalls von der DPG. „Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Behandlung.“
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