Ernährung bei Krebs: Vorsicht vor der ketogenen Diät

Ketogene Diät bei Krebs: keine Wirkung bewiesen, aber Hinweise auf Schäden
Die Ernährung hat, so viel steht fest, einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Auch viele Krebserkrankungen gehen auf eine ungesunde Ernährung zurück. Experten schätzen, dass bis zu 40 Prozent aller Krebsfälle durch einen gesünderen Lebensstil vermeidbar wären. Dazu gehören natürlich auch Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel und Alkohol.
Dass man aber umgekehrt durch Hypes wie die Anti-Krebs-Diäten oder Antioxidantien, den Krebs besiegen könnte, stimmt nicht. Jedenfalls wurde bisher kein Beweis dafür erbracht.
Besonders angesagt ist derzeit die ketogene Dät. Hierbei wird auf Kohlenhydrate weitgehend verzichtet, weil man glaubt, Krebszellen werde so der Boden entzogen. Stimmt das?
Keine Daten für antitumorale Wirkung
Jutta Hübner, Stiftungsprofessorin für Integrative Onkologie der Deutschen Krebshilfe am Universitätsklinikum Jena, hält eine ketogene Diät für Krebspatienten jedoch aus mehreren Gründen für falsch. Zum einen gebe es keinerlei Daten, die zeigten, dass die Diät geeignet, sei um Krebspatienten zu helfen: „Weder im Hinblick auf das Überleben noch in Bezug auf die Wirksamkeit und auch nicht, was die Verträglichkeit einer Tumortherapie angeht“, sagte sie in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Vielmehr sei von der einseitigen Diät abzuraten, da Patienten Gewicht verlören und einen Nähstoffmangel bekämen.
Ketogene Diät zehrt Patienten aus, nicht die Krebszellen
Bei der ketogenen Diät steht viel Eiweiß und Fett auf dem Speiseplan, und damit eben auch viel Fleisch und tierisches Eiweiß. Generell sei eine derart einseitige Ernährung mit viel Fett– besonders wenn es tierischer Herkunft sei – ungesund und erhöht die Sterblichkeit durch unterschiedliche Erkrankungen, so auch des Herz-Kreislauf-Systems, erklärte Hübner der Zeitung. Zudem zeigten Laborxeperimente, dass Krebszellen mutieren und Resistenzen gegenüber Krebstherapien entwickeln.
Und auch der ketogenen Diät zugrundliegenden Annahme, dass man Krebszellen durch Zuckerentzug aushungern kann, stimmt die Expertin nicht zu. Kommt kein Zucker, holen sich die Zellen ihre Energie eben aus anderen Quellen wie Fettsäuren und Aminosäuren. Dieser Mechanismus gilt laut Hübner auch fürs Fasten und Intervallfasten. „Krebszellen aushungern, indem man ihnen den Zucker wegnimmt. Das funktioniert nicht“, sagte sie. Wegen des Gewichtsverlusts rät die Expertin Krebspatienten tendenziell vom Fasten abrät.
Präparate mit Antioxidantien bei Krebs nicht sinnvoll
Ein weiterer Hype sind Antioxidantien. Dazu sagt Hübner, dass eine ausgewogene Ernährung ausreichend sei. Aber zusätzliche Präparate bewirkten bei Krebs eher das Gegenteil. So habe eine aktuelle Studie ein langfristig schlechteres Überleben bei jenen Brustkrebspatientinnen ergeben, die während der Strahlentherapie Antioxidantien eingenommen haben. „Solche Präparate sollte man während einer Krebstherapie auf keinen Fall nehmen, auch wenn sie einem in der Apotheke empfohlen werden“, sagte Hübner.
Der Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung empfiehlt eine ausgewogene Kost, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln und arm an hochverarbeiteten, kalorienreichen Fertigprodukten und zuckerhaltigen Lebensmitteln ist. Rotes Fleisch, industriell verarbeitetes Fleisch und salzreiche Lebensmittel sollten unbedingt vermieden werden. Gut sind dagegen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst.
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