Energy Drinks enthalten mehr Wirkstoffe als nur Koffein

Die Mischung macht’s: Energy Drinks haben eine andere physiologische Wirkung als Kaffee
Energy Drinks halten lange wach und sind darum nicht nur bei Partygängern beliebt. Auch lange Autofahrten und Nachtdienste lassen sich mit Red Bull, Destiny 2 und wie sie alle heißen scheinbar mühelos meistern. Zunächst einmal enthalten die hippen Drinks eine Menge Koffein. Doch käme man mühelos mit ein paar Tassen Kaffee auf die gleiche Koffeinmenge. Was also ist das Geheimnis von Energy Drinks?
Eine Studie hat nun Energy Drinks mit einem anderen Koffeingetränk verglichen und deutliche Unterschiede in der phsyiologischen Wirkung festgestellt. Blutdruck und Herzleistung sind demnach viel länger verändert – und das nicht nur zum Guten.
Herz braucht länger, um sich zu erholen
Die Probanden mussten innerhalb von 45 Minuten gut einen Liter eines marktüblichen Energy Drinks trinken, das 320 mg Koffein und 110 g Zucker enthielt. Die Kontrollgruppe bekam einen Drink aus 320 mg Koffein, 40 Milliliter Zitronensaft und 140 Milliliter Kirschsirup in kohlensäurehaltigem Wasser. (Zum Vergleich: eine Tasse Kaffee enthält im Schnitt etwa 100 mg Koffein)
Die Wissenschaftler von der kalifornischen University of the Pacific untersuchten anschließend den Blutdruck und das QT Intervall des Herzens, also jene Zeit, die das Herz braucht, um sich von dem elektrischen Impuls zu regenerieren, der den Herzschlag ausgelöst hat (Erregungsrückbildung).
Während sich der Blutdruck der Kontrollgruppe nach sechs Stunden wieder normalisiert hatte, war er bei den Energy Drink-Konsumenten noch leicht erhöht. Besonders alarmierend waren aber die Unterschiede bei den QT-Intervallen: Zwei Stunden nach dem Verzehr des Energydrinks dauerte die Erregungsrückbildung noch 10 Millisekunden länger als in der Kontrollgruppe.
Taurin und andere Zutaten könnten die Wirkung des Koffeins verstärken
Die Wissenschaftler schätzen die verzögerte Erregungsrückbildung zwar noch nicht als gefährlich ein, da sie nur vorübergehend waren. Erst bei einer Verlängerung um 60 Millisekunden ist ein Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen gegeben. Doch könnten Energy Drinks für herzkranke Menschen oder Personen mit Kalium- oder Magnesiummangel gefährlich werden, warnen die Autoren Emily Fletcher. „Medikamente, die zu einer Verlängerung der QT-Zeit von 6 Millisekunden führen, müssen bereits Warnhinweise tragen“, erklärt sie. „Menschen mit Bluthochdruck oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen sollten besser die Finger von Energydrinks lassen.“
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Effekte von Energy Drinks können nicht allein auf das Koffein zurückzuführen sein, sondern auch auf die anderen enthaltenen Wirkstoffe. „Wir gehen davon aus, dass auch andere Zutaten des Energydrinks wie Taurin, Carnitin und Ginseng zu diesen Ergebnissen beitragen, denn sie entfalten gegensätzliche Wirkungen im Körper“, so Fletcher. Künftige Studien müssten daher auch die Wirkung der übrigen Zutaten untersuchen.
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