Eltern unterschätzen UV-Strahlung

Mehr Achtsamkeit: Zarte Kinderhaut vergisst keinen Sonnenbrand
Zwischen 2009 und 2012 haben Dermatologen des Klinikums Friedrichstadt in Dresden 500 Kindergartenkinder regelmäßig mit modernster Technik auf das Vorhandensein und den Zuwachs von Leberflecken untersucht. Leberflecken (Pigmentmale) gelten als wichtigste Risikofaktoren bei der Entstehung von Hautkrebs und sind ein Indiz für zu viel Sonnenexposition bei Kindern. Im gleichen Zeitraum wurden die Eltern wiederholt über Risiken der Sonnenstrahlung und über mögliche Schutzmaßnahmen von den Hautärzten informiert, sei es schriftlich oder mündlich.
Das Ergebnis der Dresdner Studie, die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz in Auftrag gegeben wurde, ist alarmierend: Die Kinder erwarben mindestens ebenso viele neue Pigmentmale wie Kinder einer Kontrollgruppe, deren Eltern nicht über Risiken und Schutzmaßnahmen informiert worden waren. Mit anderen Worten: Die Zahl der Leberflecken nahm bei allen Kindern im Vorschulalter deutlich zu, egal wie intensiv ihre Eltern aufgeklärt wurden.
Zahl der Leberflecken nimmt bei Kindern im Vorschulalter zu
„Diese Zunahme deutet darauf hin, dass die Kinder vermehrt der UV-Strahlung ausgesetzt gewesen sind“, sagt Sachsens Gesundheitsministerin Christine Clauß. „Dies lässt für uns den Rückschluss zu, dass alle mannigfach vorhandenen Informationen und Aufklärungen zum Thema »Sonnenschutz« leider noch keine Verhaltensänderungen bewirken“. Aufklärung und Information der Eltern allein reiche nicht aus, um Kinder im Alltag und vor allem im Urlaub vor dem schädlichen Einfluss der UV-Strahlung zu schützen. Auch Erzieherinnen aus Kitas und Kindergärten müssten stärker in die Aufklärung mit einbezogen werden. Eltern und Erzieher sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und stärker über Folgeerkrankungen nachdenken. Mehr Achtsamkeit sei bei beiden Gruppen dringend erforderlich, vielfach würde die UV-Strahlung einfach unterschätzt. „Bei Schädigungen wie Sonnenbrand im Kindesalter können langfristig bösartige Veränderungen des Hautbilds die Folge sein – bis hin zu Hautkrebs“, mahnte die sächsische Gesundheitsministerin.
„Unsere Interventionsstudie konnte zwar zusätzliches Wissen vermitteln, die Umsetzung in Verhaltensänderungen ist jedoch kein linearer Prozess“, sagt Studienleiter Professor Dr. Uwe Wollina vom Klinikums Friedrichstadt. Künftige Interventionen sollten daher verstärkt auf Verhaltensänderung abzielen. Wie etwa in Australien und Neuseeland. Dort laufen seit Jahrzenten erfolgreiche Aufklärungsprogramme unter dem Motto „No suntan is safe“, das Familien, Vorschule und Schule einbezieht und eine kontinuierliche Gesundheitserziehung über die australischen Massenmedien vornimmt.
Sonnenbrand bei Kindern unbedingt vermeiden
Die Anzahl der Pigmentmale auf der Haut ist der wichtigste Risikofaktor bei der Entstehung des „schwarzen Hautkrebses“ (Melanom). Will man das individuelle Melanomrisiko vermindern, ist ein konsequenter Schutz vor übermäßiger ultravioletter Strahlung erforderlich. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ca. 50 Prozent der ultravioletten Strahlung, der wir lebenslang ausgesetzt sind, bis zum 20. Lebensjahr auf unsere Haut einwirken. „Daraus ist abzuleiten, dass der UV-Schutz im Kindes- und Jugendalter höchste Priorität haben muss“, meint Dermatologe Wollina. Dementsprechend wurde vom Gesetzgeber auch die Nutzung künstlicher UV-Quellen, wie sie in Sonnenstudios/ Solarien verwendet werden, für Personen unter 18 Jahren untersagt. „Sonnenbrände erhöhen das Melanomrisiko zusätzlich und sollten unbedingt vermieden werden“, rät Wollina. Wie man sich am besten vor zu viel UV-Strahlung und Son und Sonnenbrand schützt? Vernünftiger Umgang mit der Sonne, Sonnenschutzbekleidung und Lichtschutzmittel-Sonnencreme seien das A & O eines vernünftigen Sonnenschutzes, so der Dermatologe.
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