Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

„Einmalhandschuhe sind Keimschleudern”

Sonntag, 3. Mai 2020 – Autor:
Ob im Supermarkt oder beim Spaziergang: Viele ziehen sich Einmalhandschuhe an, um sich vor einer Corona-Infektion zu schützen. Doch tatsächlich sind „nackte" Hände offenbar hygienischer und sicherer – sofern sie regelmäßig gründlich gewaschen werden. Darauf weisen Experten der Krankenversicherung R+V zum „Welttag der Handhygiene" am 5. Mai hin.
Ein Paar Einmalhandschuhe und eine Maske (beide weiß)) liegen auf grauen Holzbrettern.

Mehr Psychologie als objektiver Infektionsschutz? Die tatsächliche Schutzwirkung von Einmalhandschuhen und Masken im Zuge der Coronavirus-Verbreitung ist umstritten. – Foto: ©andreasalexander - stock.adobe.com

Das Coronavirus ist eine unsichtbare Gefahr und wir müssen es erst kennenlernen, um es zu besiegen – und bis dahin lernen, mit ihm umzugehen. Experten streiten darüber, wie begründet und sinnvoll hier das Tragen von Gummihandschuhen und Masken überhaupt ist. Trotzdem tun es viele: Coronavirus ist auch Psychologie. Zum Welttag der Handhygiene am 5. Mai positioniert sich die R+V-Krankenversicherung mit einem Appell, sich mit bestimmten Tatsachen anzufreunden und sagt: „Im Gegensatz zum regelmäßigen gründlichen Händewaschen tragen Einmalhandschuhe aus Latex oder Kautschuk nicht zur Eindämmung des Infektionsrisikos mit Coronaviren bei.“

Handschuhe begünstigen noch die Verteilung von Erregern

„Viele Menschen fühlen sich im Moment besser, wenn die Hände bedeckt sind. Doch wenn sie mit Handschuhen Dinge anfassen, verteilen sie die Viren in größerem Umfang als ohne", sagt Friederike Kaiser, Beratungsärztin bei der R+V-Krankenversicherung. Der Grund: An der Haut haften Viren und Bakterien grundsätzlich besser als an Kunststoffen. Die Handschuhe geben sie dadurch in deutlich größerem Umfang ab. „Das ist zum Beispiel auch gefährlich, wenn sich die Träger mit Handschuhen ins Gesicht fassen", sagt R+V-Ärztin Kaiser weiter.

Schwitzende Haut in Handschuhen empfänglicher für Keime

Hinzu kommt, dass die Handschuhe nur kurz getragen werden dürfen, damit sie einen Schutz bieten. „Zum einen quillt die Haut durch Schwitzen auf und wird empfänglicher für Keime. Zum anderen werden die Handschuhe porös und damit durchlässig. Die Träger verhalten sich dagegen oft noch so, als seien sie sicher", erklärt R+V-Expertin Kaiser. Rissige Haut gilt im Zusammenhang mit dem Coronavirus als riskant. Wer sich oft die Hände waschen muss, dem empfehlen Hautärzte deshalb auch, sie regelmäßig einzucremen – idealerweise mit einer Lotion mit dem natürlichen pH-Wert der Haut von 5,5. Damit erhält man deren „Säureschutzmantel“ – ihre Fähigkeit, den Körper vor dem Eindringen von Keimen zu schützen.

Einmal-Handschuhe: Wirklich nur kurz und einmal tragen

Rettungssanitäter beispielsweise tragen aber Handschuhe. Nur: Sie wissen, dass Einmalhandschuhe ihre hermetische Wirkung schnell verlieren können. Deshalb ziehen sich, bevor sie mir einem neuen Patienten in Kontakt kommen, ein neues Paar an und entsorgen das alte. „Allerdings geht es bei ihnen vor allem um den Schutz vor Erregern, die durch Blut übertragen werden, also beispielsweise HIV", sagt R+V-Expertin Kaiser. Coronaviren dagegen würden den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge nicht direkt über die Hände übertragen, sondern nur infizierte Tröpfchen in der Luft bei Husten und Niesen und den anschließenden Kontakt mit Schleimhäuten. „Zudem lassen sie sich mit Wasser und Seife gut von den Händen entfernen."

Coronavirus: Vier Tipps zur Händehygiene

  1. Einmalhandschuhe sind Wegwerfartikel. Sie sollten grundsätzlich nur über einen kurzen Zeitraum und auf keinen Fall mehrfach verwendet werden.
  2. Trügerische Sicherheit: Bei längerem Gebrauch können kaum sichtbare Löcher in dem dünnen Material entstehen. Das gleiche gilt, wenn die Einmalhandschuhe gewaschen werden.
  3. Beim Ausziehen unbedingt darauf achten, dass die Hände die mit Keimen belastete Außenseite nicht berühren.
  4. Gründliches Händewaschen mit Seife ist ein guter Schutz vor Coronaviren, für sich selbst und andere. Das bedeutet: Mindestens 20 Sekunden einseifen und dann abwaschen. Um die Zeit besser abzuschätzen, empfehlen Experten, beispielsweise zweimal Happy Birthday zu singen.

(Quelle: R+V-Infocenter)

Foto: AdobeStock/andreasalexander

Hauptkategorien: Medizin , Corona
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Hygiene , Händedesinfektion , Hygienemängel , Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema Handhygiene

80 Prozent aller Infektionskrankheiten werden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) über ungewaschene Hände übertragen. Unsichtbar verteilen sich damit Bakterien und Viren auf Alltagsgegenstände, die dann von anderen berührt werden. Manche PC-Tastatur ist stärker keimbelastet als eine Klobrille.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin