Diabetisches Fußsyndrom: Darum wirkt Kaltplasma bei Chronischen Wunden

Chronische Wunden sind das Sorgenkind beim Diabetischen Fußsyndrom. Die Kaltplasmatherapie regt Wachstumsfaktoren an und trägt zur Wundheilung bei – Foto: © Adobe Stock/ kirov1969
Die Kaltplasmatherapie ist eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsoption bei chronischen Wunden wie sie Diabetiker oft haben. Durch die verzuckerten Gefäße heilen bei ihnen Wunden an den unteren Extremitäten nur schlecht. Dann spricht man von einem diabetischen Fußsyndrom.
Dass die Therapie mit kaltem atmosphärischen Plasma die Wundheilung bei oberflächlichen, chronisch infizierten diabetischen Fußulzera beschleunig, konnten Ärzte und Wissenschaftler der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum und des Diabeteszentrum Bad Oeynhausen erstmals vor zwei Jahren belegen. Wenig erforscht sind bislang die genauen Wirkmechanismen der Kaltplasmatherapie.
Molekulare Wirkmechanismen untersucht
Den molekularen Ursachen, die zu einem beschleunigten und schnelleren Wundverschluss führen, kam nun ein Doktorand auf die Spur. Im Rahmen seiner Doktorarbeit hatte Jonas Hiller die biologischen Effekte der Plasmatherapie näher untersucht. In der prospektiven, randomisierten, patientenverblindeten klinischen Studie konnte Jonas Hiller regelmäßig Wundflüssigkeiten von 27 Läsionen (14 mit Kaltplasmatherapie, 13 mit Placebo behandelt) mittels Multiplex-ELISA-Verfahren untersuchen.
Das Ergebnis: Bei der Kaltplasma-Gruppe wurden erhöhte Spiegel der Wachstumsfaktoren FGF-2 und VEGF-A im Vergleich zur Placebogruppe gemessen. Zudem waren die Werte bei den Interleukinen 1 alpha und 8 sowie dem Tumornekrosefaktor alpha erhöht.
Im Wundbereich werden Wachstumsfaktoren angeregt
„Die Ergebnisse belegen erstmalig, dass die Kaltplasmatherapie auch im Menschen die Ausschüttung bestimmter Wachstumsfaktoren anregen kann. Damit wird die klinisch nachgewiesene Wundheilung auf molekularer Ebene verstehbar“, betont Forschungsleiter PD Dr. Bernd Stratmann. „Das war zuvor nur in einigen wenigen In-vitro- und Nagetierexperimenten, nicht jedoch für Menschen mit Diabetes mellitus beschrieben.“
Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) fordert die meisten Amputationen in Deutschland. Betroffene verlieren einen Zeh, den ganzen Fuß oder das gesamte Schienbein – und damit Mobilität und Lebensqualität. Bis zu 50.000 solcher Amputationen werden jedes Jahr in Deutschland durchgeführt. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft DDG wäre jede zweite Amputation vermeidbar.