„Diabetes-Medikament“ hilft offenbar auch bei Herzschwäche

Zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche. Für Patienten mit Herzinsuffizienz, wie die Mediziner die Krankheit nennen, gibt es jetzt eine neue Therapie. – Foto: AdobeStock/zinkevych
Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche – oder an „Herzinsuffizienz“, wie die Mediziner sagen. Diese Pumpschwäche äußert sich in reduzierter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, was die Betroffenen vor erhebliche Probleme im täglichen Leben stellen kann – etwa in Form von Luftnot schon bei kleinsten Belastungen wie dem Treppensteigen.
Häufigste Ursachen: Bluthochdruck und Arteriosklerose
Als häufigste Ursachen der Erkrankung gelten langjähriger Bluthochdruck und arteriosklerotische Verengungen der herzversorgenden Gefäße. Herzinsuffizienz ist mittlerweile der häufigste Krankheitsgrund für eine Krankenhauseinweisung (circa 490.000 Fälle in Deutschland im Jahr). Die Sterberate ist höher als bei den meisten Krebserkrankungen: Jeder Vierte Betroffene stirbt innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Diagnose.
Neues Therapieprinzip mit „SGLT2-Inhibitoren"
Doch für Patienten mit diesem Leiden gibt es jetzt nach Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) berechtigten Grund zur Hoffnung. Im vergangenen Jahr wurde ein neues Prinzip der Herzinsuffizienztherapie mit sogenannten SGLT2-Inhibitoren eingeführt. Dabei handelt sich um Substanzen, die ursprünglich als Diabetes-Medikamente entwickelt wurden.
Studien: Todesrate um ein Viertel geringer
In großen kontrollierten Studien, zunächst mit Patient*innen mit Diabetes mellitus, inzwischen auch mit Herzinsuffizienz-Patient*innen ohne Diabetes, zeigte sich, dass diese Präparate die kardiovaskuläre Todesrate und Krankenhauseinweisungen wegen einer sich verschlechternden chronischen Herzinsuffizienz um etwa 25 Prozent reduzierten. Diese beiden Substanzen sind mittlerweile in Deutschland zur Herzinsuffizienz-Therapie zugelassen: Die Zulassung von Empagliflozin erfolgte in dieser Woche und die von Dapagliflozin besteht seit Dezember vergangenen Jahres.
Kardiologen: „Durchbruch für Herzinsuffizienz-Patienten“
„Die deutliche Reduktion des Risikos für Herzinsuffizienz-Komplikationen stellt einen erheblichen Durchbruch für Patient*innen mit chronischer Herzinsuffizienz dar“, heißt es in einem Positionspapier der DGK zu der neuen Therapie-Option. Beide Substanzen seien gut verträglich, sicher und führten nur zu einer sehr geringen Reduktion des Blutdruckes, was für Patienten mit niedrigem Blutdruck von Relevanz sei.
Zulassungsbehörden haben Therapieprinzip anerkannt
„Nachdem die Zulassungsbehörden und der Gemeinsame Bundesausschuss dieses Therapieprinzip anerkannt haben, hoffen wir, dass es nun bei möglichst vielen Betroffenen zusätzlich zu einer bereits umfangreichen Therapie bei Herzinsuffizienz eingesetzt wird, um insbesondere die Morbidität und Sterblichkeit dieser Hochrisiko-Patient*innen zu verbessern“, sagt dazu der Präsident der DGK, Stephan Baldus, Kardiologe am Herzzentrum der Uniklinik Köln.