
Viele Beschäftigte fühlen sich im Job überfordert – Foto: Kaspars Grinvalds - Fotolia
Die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen sind in den vergangenen Jahren immens gestiegen. Aber auch indirekte Folgen von Stress, wie beispielsweise Rücken- oder Kopfschmerzen, tragen erheblich zu den hohen Krankheitszeiten bei. Wie gestresst sich die Deutschen wirklich fühlen und was die Hauptursachen dafür sind, wollte die Techniker Krankenkasse (TK) mit ihrer Stress-Studie 2016 herausfinden. Im Juni und Juli dieses Jahres führte das Meinungsforschungsinstitut Forsa daher im Auftrag der TK zum mittlerweile dritten Mal eine repräsentative Umfrage unter Erwachsenen in Deutschland zu ihrem Stresslevel und ihrem Umgang damit durch.
Ständige Erreichbarkeit führt zu Stress
Laut der Studie sind die wichtigsten Stressfaktoren für die Deutschen Druck bei der Arbeit (46 Prozent), hohe Ansprüche an sich selbst (43 Prozent), Termindichte in der Freizeit (33 Prozent), der Straßenverkehr (30 Prozent) sowie die ständige digitale Erreichbarkeit (28 Prozent). Drei von zehn Beschäftigten geben an, ihr Job erfordere, auch nach Feierabend oder im Urlaub erreichbar zu sein. Bei diesen sogenannten „Always on“-Beschäftigten liegt der Stresspegel besonders hoch. 73 Prozent von ihnen leiden unter Stress und 40 Prozent gaben sogar an, unter Dauerdruck zu stehen.
Die ständige Erreichbarkeit führt bei den Betroffenen dazu, dass sie nie abschalten können. Schlafstörungen, Kopfschmerzen und andere stressbedingte Reaktionen sind die Folge. TK-Vorstandschef Jens Baas macht dafür vor allem die Unternehmen verantwortlich. „Wenn fast 30 Prozent der Erwerbstätigen sagen, dass sie auch nach Feierabend und im Urlaub erreichbar sein müssen, dann läuft in der Betriebsorganisation etwas falsch“, so Baas. Nötig sei eine Unternehmenskultur, die Regeneration ermögliche. Das müsste auch in den Führungsebenen vorgelebt werden. Zudem müsse man sich fragen, ob diese Form der Erreichbarkeit wirklich notwendig sei, kritisierte der TK-Chef.
Oft fehlen sinnvolle Strategien zur Entspannung
Die Umfrage ergab aber auch noch ein weiteres Problem: Offenbar haben nur wenige Beschäftige in Deutschland geeignete Strategien entwickelt, um nach Feierabend abzuschalten. Zwar finden viele Menschen im Hobby, Faulenzen oder beim Treffen mit Freunden Entspannung. Doch viele sind auch von ihren Freizeitaktivitäten gestresst, weil sie sich zu viel vornehmen.
Auch problematisch: Knapp ein Drittel der Erwachsenen versucht, sich nach der Arbeit mit Alkohol zu entspannen. Und ein weiteres Drittel lenkt sich vor dem Computer ab, etwa in sozialen Netzwerken oder bei Computerspielen. Baas warnt davor: „Wenn man seinen Feierabend in der gleichen passiven Haltung vor dem flimmernden Bildschirm verbringt wie zuvor den Arbeitstag, ist das natürlich kein Ausgleich.“ Nur jeder Zweite treibt hingegen in der Freizeit Sport, immerhin sechs von zehn Erwachsenen gehen gerne Spazieren oder hören zur Entspannung Musik.
Foto: © Kaspars Grinvalds - Fotolia.com