Deutlich mehr tödliche Arbeitsunfälle am Bau

97 Beschäftigte kamen im vergangenen Jahr durch einen Arbeitsunfall ums Leben, viele davon durch einen Absturz von höher gelegenen Arbeitsplätzen. Immer wieder ist falsch verstandene Coolness die Ursache. – Foto: BG Bau/H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH/H. Hannemann
Abstürze von Dächern, Gerüsten und Leitern sowie der Durchsturz durch nicht tragfähige Bauteile wie Lichtkuppeln und Lichtbänder: So spielen sich typischerweise tödliche Arbeitsunfälle auf Baustellen ab. 97 Beschäftigte von Bauwirtschaft und baunahen Dienstleistungen haben im Jahr 2020 infolge eines Arbeitsunfalls ihr Leben verloren – 27 mehr als im Jahr zuvor. Das zeigt die Statistik zur Entwicklung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, die jetzt die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) vorgelegt hat.
Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle insgesamt sinkt leicht
Insgesamt ist die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft und bei den baunahen Dienstleistungen um 2,6 Prozent auf 103.970 Fälle zurückgegangen. Die Zahl der meldepflichtigen Wegeunfälle verringerte sich sogar um knapp 10 Prozent auf 7.723.
Abstürze in vielen Fällen tödlich
Ganz anders dagegen entwickelte sich das Geschehen bei Unfällen mit Todesfolge. Zu den möglichen Ursachen sagt Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG Bau: „Abstürze von hochgelegenen Arbeitsplätzen führen fast immer zu schweren Verletzungen.“ Die Folgen seien für die Betroffenen meist dramatisch. Bei größeren Absturzhöhen endeten derlei Unfälle in vielen Fällen tödlich.
BG-Chef: Zu viele Unfälle auf Baustellen
Der Hauptgeschäftsführer der BG Bau, Hansjörg Schmidt-Kraepelin, sieht in Sachen Sicherheit weiter Verbesserungsbedarf: „Die Zahlen zeigen: Noch immer ist das Unfallgeschehen auf den Baustellen zu hoch. Beim Arbeitsschutz müssen wir alle gemeinsam noch besser werden.“ Tödliche Unfälle seien durch die Einhaltung weniger einfacher Regeln vermeidbar, so der BG-Chef weiter. „Die Sicherung vor Abstürzen muss überall selbstverständlich sein.“
Sicherheitsrisiko falsches Heldentum
So entwickeln derzeit zum Beispiel Vertreter der BG gemeinsam mit Praktikern aus Zimmererhandwerk und Holzbau praxisnahe und wirksame Lösungen. „Das Bewusstsein für die Risiken muss in die Köpfe der Menschen - nur wenn alle den Sinn von Arbeitsschutz erkennen, wird sich etwas am Verhalten ändern“, kritisiert Gerd Renz, Zimmerermeister und Präsident des Verbands des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg. „Wir müssen Sicherheit vorleben und weg vom falschen Heldentum. Cool ist, wer sich sichert - und nicht wer sich traut, ohne Absicherung nach ganz oben zu klettern."
Klimawandel: Mehr Fälle von Hautkrebs als Berufskrankheit
Leicht angestiegen ist laut BG Bau auch die Zahl er angezeigten Verdachtsfälle auf eine Berufskrankheit (plus 0,8 Prozent auf 15.821). Die am häufigsten gemeldeten Verdachtsfälle beziehen sich auf Weißen Hautkrebs, der beim Arbeiten im Freien, etwa bei Dachdeckern, häufig auftritt (2.768). Auf Platz zwei liegt Lärmschwerhörigkeit mit 2.686 Fällen, dahinter Lungenkrebs in Verbindung mit Asbest (1.411 Fälle).
Was ist und tut die „BG Bau“?
Die BG Bau ist eine der großen Berufsgenossenschaften in Deutschland. Als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für die Bauwirtschaft und für baunahe Dienstleistungen betreut sie mehr als 3 Millionen Versicherte in rund 567.000 Betrieben und ca. 58.000 privaten Bauvorhaben. Im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags fördert die BG Bau Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, um Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden.
BG Bau: Fördergelder für Sicherheit in Unternehmen
Die BG Bau unterstützt nicht nur mit Beratung und Information, sondern auch finanziell: Unternehmen, die in technische Schutzmaßnahmen investieren, können Fördermittel der BG Bau erhalten. Mit ihren Arbeitsschutzprämien bezuschusst die BG Bau unter anderem Seitenschutzvorrichtungen, Montage-Sicherungsgeländer für Gerüste oder Podest-Leitern und Ein-Personen-Gerüste.