Coronainfektion in der Schwangerschaft: Forscher finden bei Feten kleinere Lungen

Studie: Eine Coronainfektion während der Schwangerschaft beeinträchtigt die Lungenentwicklung des ungeborenen Kindes – Foto: © Adobe Stock/ Prostock-studio
Die Sorge, dass eine Infektion mit dem Coronavirus während der Schwangerschaft das ungeborene Kind beeinträchtigen könnte, ist groß. Nun zeigt eine Untersuchung, dass Feten teilweise ein deutlich reduziertes Lungenvolumen aufwiesen, wenn die werdende Mutter mit dem Coronavirus infiziert war. Diese Reduktion war besonders ausgeprägt, wenn die Infektion im letzten Drittel der Schwangerschaft stattgefunden hatte.
34 Babys im Mutterleib untersucht
Für die Studie hatten Wissenschaftler des LMU Klinikums und Helmholtz Zentrums München insgesamt 34 Schwangere und ihre Feten mittels fetaler MRT untersucht. Diese hochspezialisierte Untersuchungsmethode ermöglicht es, die Entwicklung fetaler Strukturen bereits vor der Geburt detailliert zu untersuchen. Somit konnten die Forscher auch das Lungenvolumen der ungeborenen Kinder im Mutterleib bestimmen. Anschließend wurden die Daten mit einer Kontrollgruppe verglichen, deren Mütter sich nicht während der Schwangerschaft mit dem Coronavirus infiziert hatten.
Bis zu 30 Prozent weniger Lungenvolumen
„Die Feten von Schwangeren, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet waren, hatten insgesamt ein im Vergleich zur Referenzkohorte geringeres Lungenvolumen“, erklärt Sophia Stöcklein vom LMU Klinikum. „Bei den Feten im dritten Trimenon war der Effekt besonders deutlich, mit durchschnittlich 69 Prozent des zu erwartenden Durchschnittswerts bei normaler Lungenentwicklung.“
Die Forscherinnen vermuten, dass das Virus über die Plazenta in das Fruchtwasser und von dort in die Lunge der Feten gelangt ist. „Dabei ist das dritte Trimenon in der Lungenentwicklung besonders durch die Reifung wichtiger Zellen an der Gasaustauschfläche gekennzeichnet“, erklärt Anne Hilgendorff, „sodass ein Kontakt dieser Zellen mit dem Virus eine Veränderung der Lungenentwicklung bedingen könnte.“
Alpha-Variante
Die Ergebnisse klingen beunruhigend, zumal die Schwangeren einen unkomplizierten Krankheitsverlauf hatten. Doch die Studie wurde zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als noch die Alpha-Variante in Deutschland grassierte und noch keine Corona-Impfung verfügbar war. PCR-Tests bestätigten, dass auch die untersuchten Schwangeren mit der Alpha-Variante infiziert waren. Im Augenblick kann niemand sagen, ob auch die deutlich mildere Omikron-Variante die Lungenentwicklung von Feten beeinträchtigt. Die Forschenden sehen ihre Studienergebnisse indes als weiteres Argument für eine Impfung von Schwangeren, auch wenn noch offen ist, ob eine Impfung die Folgen einer Durchbruchsinfektion für den Fötus abmildern kann.
Die Ergebnisse der Studie werden im Fachblatt Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht.