Corona: Wenn aufgeschobene Operationen zu chronischen Schmerzen führen

Bei chronischen Schmerzen helfen Schmerzmittel, Bewegung - oder eine Operation – Foto: ©japolia - stock.adobe.com
Bei schwerer Gelenkarthrose ist ein Kunstgelenk die letzte Behandlungsoption, wenn alle anderen nicht-operativen Möglichkeiten wie Physiotherapie ausgeschöpft sind. „Nahezu alle Patienten sind nach dem Eingriff beschwerdefrei und können wieder am normalen Leben teilhaben“, sagt Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller, AE-Präsident und Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig und Präsident der AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. „In den vergangenen Monaten haben jedoch viele unserer Patienten den Eingriff aus Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus abgesagt, beziehungsweise die Krankenhäuser mussten ihre Kapazitäten für akute Corona-Erkrankungen freihalten.“
NSAR bekämpfen Entzündungen
In der Zwischenzeit sei eine gezielte Therapie der oftmals starken Schmerzen notwendig. „Was viele nicht wissen: Es ist nicht der beschädigte Gelenkknorpel, der weh tut. Denn der hat keine Nerven. Vielmehr ist bei einer Arthrose die Gelenkschleimhaut (Synovialis) entzündet. Zusammen mit dem oftmals begleitenden Gelenkerguss ist das die Hauptursache der Schmerzen.“ Entsprechend müsse diese Entzündung gezielt bekämpft werden.
„Das funktioniert am besten mit sogenannten nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen“, so Heller. Die zunehmend ebenfalls angewandten Opioide seien reine Schmerzhemmer und wirkten nicht gegen die Entzündung in Hüfte und Knie. Zudem können sie die Gefahr für Schwindel und Stürze erhöhen und weisen ein Abhängigkeitspotenzial auf, so der Experte.
Opioide sparsam einsetzen
Daher sollten Opioide laut der aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Leitlinien, wenn überhaupt, nur in der niedrigsten wirksamen Dosis und auch nur wenige Wochen eingenommen werden, wie Heller betont. Zudem müsse die Behandlung mit Opioiden in jedem Fall sofort enden, wenn sie nicht helfe oder ihre Wirkung nachlasse. Grundsätzlich sollten alle Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden.
Bewegung hilft gegen Arthrose-Schmerzen
Doch es gibt auch noch andere Methoden gegen die Schmerzen: „So paradox es klingen mag: Gegen Schmerzen hilft auch Bewegung“, sagt Universitäts-Professor Dr. Carsten Perka, Generalsekretär der AE und Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskelettale Chirurgie, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Charité Berlin. Es gelte, die Muskulatur rund um Hüfte und Knie durch tägliche, sanfte Übungseinheiten möglichst kräftig und beweglich zu halten.
Die Bewegung sorgt für die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen, die gekräftigte Muskulatur stabilisiert das Gelenk und die tägliche Dehnung des Gelenkes verhindert das Einsteifen. „Auch wenn Bewegung bei Arthrose sehr schmerzhaft sein kann, lohnt es sich dennoch, etwa eine Stunde am Tag mobil zu sein – es dürfen auch mehrere kleine Einheiten sein“, so Perka.
Operation nicht zu lange aufschieben
„Doch sobald unsere Patienten trotz aller Maßnahmen nachts vor Schmerzen nicht mehr schlafen können, beziehungsweise geringste Aktivitäten schon zu starken Schmerzen führen, ist die Operation die einzige Möglichkeit zur Schmerzreduktion“, sagt Perka. Das Risiko, sich im Krankenhaus mit dem Corona-Virus anzustecken, sei derzeit sehr gering“, so der Orthopäde. In den Kliniken greifen strenge Hygienekonzepte wie Corona-Testungen bei der Aufnahme, Isolierung von Risikopatienten und umfassende Quarantäneregeln. Dazu kommen regelmäßige Testungen von Personal und Patienten.
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