Corona: Regionale Lockdowns können Beschränkungen verkürzen

Lokale Maßnahmen können die Gesamtdauer der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie deutlich verkürzen – Foto: ©davide bonaldo - stock.adobe.com
Regionale Lockdowns sind ein effektives Mittel, um die Corona-Pandemie in Schach zu halten. Zudem würden sie insgesamt zu weniger Einschränkungen führen als national verhängte Lockdowns – zumindest, wenn die Anzahl überregionaler Infektionen niedrig genug ist. Das hat ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen anhand einer Computer-Simulation festgestellt.
Gesamtzahl der Infektionen in Schach halten
Damit die Maßnahmen greifen, sollten die regionalen Schwellenwerte für lokale Lockdowns allerdings tiefer liegen als die derzeit in Deutschland festgelegten Werte, so die Forscher. Auch wenn niedrigere Schwellenwerte zu häufigeren regionalen Lockdowns führen, würden die langfristigen Vorteile dieser Strategie die dadurch ausgelösten lokalen Maßnahmen überwiegen.
Darüber hinaus empfehlen die Forschenden eine deutliche Ausweitung von Tests, bereits bevor Schwellenwerte erreicht werden. Ihre Studie umfasste Simulationen für Deutschland, England, Italien, New York State und Florida für die nächsten fünf Jahre.
Regionale Lockdowns können Einschränkungen erheblich verkürzen
Die Ergebnisse sind den Wissenschaftlern zufolge eindeutig: Im Vergleich zu einer zentralisierten nationalen Strategie kann eine regionale Eindämmung den Zeitraum, in dem es für die Bürger zu Einschränkungen kommt, erheblich verkürzen – in einigen Fällen um den Faktor zehn. Allerdings darf es dafür nur wenige überregionale Infektionen geben. „Wenn der Anteil der überregionalen Kontakte nur wenige Prozent beträgt, kann die Zahl der Infektionen durch lokale Maßnahmen in einer Region auf null sinken“, erklärt Studienleiter Prof. De. Ramin Golestanian.
Die Maßnahmen in verschiedenen Regionen könnten dann zusammenwirken und lokale Ausbrüche schneller ersticken als durch überregionale Kontakte neue entstehen, so der Forscher. „Ein Anstieg der überregionalen Infektionen lässt die Gesamt-Einschränkungszeit jedoch abrupt auf das Level der nationalen Strategie wachsen. In Einzelfällen kann eine lokale Strategie bei häufigen überregionalen Infektionen im Vergleich zu einer zentralen, landesweiten Strategie sogar zu mehr Einschränkungen führen.“
Effektive Kontaktverfolgung wichtig
Überregionalen Infektionen sollte also gerade bei lokalen Maßnahmen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie unter den Wert zu senken, bei dem die Länge der nötigen Beschränkungen abrupt abnimmt, erfordert nicht zwangsläufig Einschränkungen der Mobilität. Stattdessen könnten Personengruppen mit einem höheren Risiko für eine überregionale Krankheitsverbreitung identifiziert und mit besserer Schutzausrüstung ausgestattet werden.
„Das Problem ist, dass wir derzeit keine Zahlen über die Rolle von überregionalen Infektionen in der Ausbreitungsdynamik haben. Bei den derzeit niedrigen Infektionszahlen könnten wir diese Informationen durch eine effektive Kontaktverfolgung erhalten. Mit diesen Daten wäre es viel einfacher, konkrete Maßnahmen zu Verringerung überregionaler Infektionen zu diskutieren, sollte dies nötig sein. Die Freiheit innerhalb der Regionen würde dadurch nicht eingeschränkt. Im Gegenteil – viele zukünftige Einschränkungen würden verhindert“, erklärt Dr. Philip Bittihn, Co-Autor der Studie.
Reduzierung der Gesamtbeschränkungen möglich
Intuitiv scheint es selbstverständlich, dass lokale Maßnahmen weniger Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten – schließlich werden sie zielgenau nur dort eingesetzt, wo sie benötigt werden. Die Studie klärt nun die Voraussetzungen, unter denen eine echte Reduzierung der Gesamtbeschränkungen erreicht werden kann: angemessene Schwellenwerte für lokale Lockdowns, niedrige überregionale Infektionsraten und regionale Verwaltungsstrukturen für die Umsetzung der Maßnahmen.
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