Corona-Impfung schützt auch HIV-Infizierte

Wie gut schützt eine Covid-19-Impfung, wenn der Geimpfte HIV-positiv ist und medikamentös behandelt wird? Das untersuchten jetzt Forscher der Ruhr-Universität Bochum. – Foto: AdobeStock/Drazen
Studien haben gezeigt, dass die Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 ansonsten gesunde Menschen gut gegen einen schweren Verlauf von Covid-19 schützen. Ob das auch bei Menschen mit erworbener Immunschwäche infolge einer HIV-Infektion der Fall ist, war bisher unklar. Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben diese Frage jetzt untersucht.
71 Probanden waren HIV-positiv
Insgesamt 91 Personen nahmen an der Studie des „Zentrums für Sexuelle Gesundheit und Medizin“ des Universitätsklinikums der RUB teil. 71 davon waren HIV-positiv und erhielten eine „antiretrovirale Therapie“. Die heute verfügbare medikamentöse Kombinationstherapie aus mindestens drei antiretroviralen Wirkstoffen kann die Viruslast, also die Konzentration des HI-Virus im Blut, unter die Nachweisgrenze drücken und den Ausbruch des Krankheitsbildes Aids verhindern. Neben den Infizierten nahmen an der Studie auch 20 HIV-negative Kontrollpersonen teil.
HIV-Positive: Immunantwort bei Corona-Impfung geringer
Die Bochumer Wissenschaftler untersuchten für ihr Projekt die Immunantwort der Teilnehmenden nach der ersten, zweiten und dritten Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Die Studie ergab: „HIV-infizierte Menschen, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, bilden nach der Corona-Schutzimpfung mit mRNA-Impfstoffen Antikörper gegen Sars-Cov-2“, heißt es in einer Mitteilung der RUB. „Ihre Immunantwort auf die Impfung ist allerdings weniger stark als die von Gesunden. Der Unterschied verringert sich durch eine dritte Impfung.“ Aus diesem Grund raten die Studienautoren HIV-Infizierten zu einer Auffrischungsimpfung.
„Erstaunlich gute Immunantwort der T-Helferzellen“
Die menschliche Immunabwehr besteht aber nicht nur aus Antikörpern, sondern auch aus weiteren Komponenten – den T-Helferzellen zum Beispiel. Das sind weiße Blutkörperchen (Lymphozyten), die zur sogenannten zellvermittelten Abwehr des Immunsystems gehören.
Hier berichten die Forscher von einer „erstaunlichen Erkenntnis“ im Rahmen ihrer Studie: nämlich dass diese zelluläre Immunantwort HIV-positiven genauso gut war wie bei HIV-negativen Personen. „Und das, obwohl gerade diese T-Helfer-Zellen vom HI-Virus angegriffen werden und in ihrer Zahl bei HIV-positiven Menschen vermindert sind“, betont Ingo Schmitz, Studienkoordinator und Leiter der Abteilung für Molekulare Immunologie Universität Bochum. „Da die T-Helfer-Zellen langlebiger sind als Antikörper, könne dies darauf hindeuten, dass HIV-positive Mitmenschen ähnlich lange durch eine Impfung geschützt sind wie HIV-negative.“
Veröffentlicht wurde die Studie in der aktuellen Ausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Frontiers in Immunology“.