Chronische Kopfschmerzen: Ursachen durch Covid-19 besser verstanden

Schmerzforscher identifizieren eine mögliche Ursache für chronische Kopfschmerzen – Foto: © Adobe Stock/ Prostock-studio
Im Rahmen einer akuten Covid-19-Infektion kommt es häufig zu heftigen Kopfschmerzen. Manchmal bestehen die Beschwerden über Woche und Monate fort. Chronische Kopfschmerzen gehören darum zu den typischen Symptomen von Long-Covid. Aktuelle Studien zeigen, dass Betroffene, die schon vorher an einem primären Kopfschmerz, meist Migräne, erkrankt waren, nach einer Covid-Erkrankung über eine Verstärkung dieser Kopfschmerzen berichten. Andere Patienten entwickelten einen neuen, bisher nicht bekannten, anhaltenden Kopfschmerz.
Inflammasom am chronischen Kopfschmerz beteiligt
An den Ursachen wird aktuell geforscht. Erste Arbeiten deuten darauf hin, dass bei lang anhaltenden Kopfschmerzen das sogenannte Inflammasom beteiligt ist. Dabei handelt es sich um einen Eiweißkomplex, der sich innerhalb von Zellen befindet und als Reaktion auf Krankheitserreger oder zellulären Stress aktiviert wird. Das Inflammasom ist als Teil der angeborenen Immunabwehr in der Lage, die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen zu aktivieren.
Aus der Covid-Forschung neue Behandlungsansätze ableiten
Schmerzforscher gehen davon aus, dass dieser Mechanismus auch bei anderen chronischen Kopfschmerzformeneine Rolle spielt, die nicht durch Covid-19 ausgelöst wurden. Dazu zählt auch die Migräne. „Es spricht einiges dafür, dass diese Kopfschmerzformen auf dieselben Mechanismen zurückzuführen sind“, sagt Professor Andreas Straube, Oberarzt an der Neurologischen Klinik und Poliklinik der LMU München. Der Schmerzmediziner hofft, dass sich aus der Erforschung Covid-bedingter Kopfschmerzen neue Behandlungsansätze ergeben, „die dann auch Menschen mit den bisher nur schlecht therapierbaren primären Kopfschmerzen zugutekommen.“
Schmerzen nach Intensivstation häufig
Langanhaltende (Kopf-)Schmerzen und Muskelschwäche können auch als Folge der intensivmedizinischen Behandlung auftreten. Das Phänomen wird als Critical illness neuropathy/myopathy (CINM) bezeichnet. Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft sind Beschwerden bei Covid-19-Betroffenen deutlich häufiger als bei anderen Patientengruppen.
In einer schwedischen Studie war mindestens jeder sechste Covid-19-Patient, der aus intensivmedizinischer Betreuung entlassen worden war, von einem CINM betroffen – mit teils stark einschränkenden Folgen.