Bluttransfusionen: Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko für HIV oder Hepatitis?

Bluttransfusionen so sicher wie nie zuvor. Dennoch bleibt ein Restrisiko für die Übertragung von HIV oder Hepatitis B und C – Foto: ©Aidman - stock.adobe.com
Keine medizinische Behandlung ist ohne Risiko. Das gilt natürlich auch für Bluttransfusionen. Das Blut von anderen kann nämlich Krankheitserreger enthalten. Trotz umfangreicher molekularbiologischer Tests ist so ein Risiko nicht ganz ausgeschlossen. Doch in Deutschland sei es äußerst unwahrscheinlich, sich etwa mit HIV oder Hepatitis B oder C anzustecken, versichert die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).
„Bluttransfusionen sind heute so sicher wie nie zuvor“, betont Prof. Holger Hennig, vom Institut für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck. Blutprodukte würden auf die wichtigsten Krankheitserreger getestet oder so behandelt, dass möglicherweise enthaltene Viren oder Bakterien inaktiviert werden.
HIV-Risiko beträgt 1:25 Millionen
Dennoch bleibt ein – wenn auch verschwindend geringes – Restrisiko. So liegt nach DGTI-Angaben das Risiko, dass das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) mit einer Bluttransfusion übertragen wird, bei weniger als 1:25 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, sich über Fremdblut mit Hepatitis C-Viren (HCV) anzustecken, beträgt demnach sogar nur weniger als 1:75 Millionen, dagegen ist rund eine von acht Millionen Blutkonserven mit Hepatitis B-Viren (HBV) kontaminiert. „Diese Zahl wird voraussichtlich in den nächsten Jahren noch weiter sinken“, sagt Hennig. Grund für den vermuteten Rückgang ist, dass Kinder seit den 1990er Jahren routinemäßig gegen Hepatitis B geimpft werden. Ergo gibt es auch weniger HBV-Infizierte.
Ab dem kommenden Jahr soll Spenderblut auch auf Hepatitis-Viren vom Typ E (HEV) getestet werden. Die Einführung des HEV-Tests wurde unter Experten kontrovers diskutiert, da jede Testung Zeit und Geld kostet. „Generell stößt die Einführung immer neuer Tests an finanzielle und organisatorische Grenzen“, gibt Transfusionsmediziner Hennig zu bedenken. Daher werde mehr und mehr auf die allgemeine Inaktivierung von Krankheitserregern in Blutprodukten gesetzt.
Auf exotische Erreger wird nicht getestet
Hinzukommt, dass angesichts der wachsenden Zahl an Erregern, die über Reisende ins Land kommen können, Einzeltestungen kaum noch umsetzbar sind. Man denke nur an Zika, Mers, Malaria oder das West-Nil-Virus, das sich gerade in Europa ausbreitet. Hier können die Ärzte nur auf die Angaben der Blutspender vertrauen. Wer aus einer betroffen Region zurückkehrt, wird zwischen vier Wochen bis zu sechs Monaten von der Blutspende ausgeschlossen.
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