Biomarker-Test könnte Blasenspiegelung ersetzen

Protein-Test statt Blasenspiegelung: denkbares Szenario
Weil Patienten mit Blasenkrebs ein relativ hohes Rückfallrisiko haben, müssen sie nach der Operation alle drei Monate zur Blasenspiegelung. Krebsforscher aus Heidelberg haben nun einen Test entwickelt, der Blasenspiegelungen im Rahmen der Nachkontrolle möglicherweise überflüssig machen könnte. Das Verfahren zeigt die Proteinzusammensetzung im Krebsgewebe, das während der Operation entnommen wurde. Der Test weist krebsrelevante Proteine im Tumorgewebe nach, die im Verdacht stehen, einen Rückfall zu begünstigen und erlaubt so eine Prognose. Dadurch würden häufige Blasenspiegelungen bei der Mehrheit der Betroffenen unnötig, meinen die Forscher.
Rückallrisiko bei Blasenkrebs: 20 Proteine gelten als Prognosemarker
Zunächst haben die Forscher in einer Studie das Krebsgewebe von Patienten untersucht, die fünf Jahre nach dem Eingriff gesund blieben, und mit Material von Patienten verglichen, die einen Rückfall erlitten hatten. Von 725 Proteinen aus dem Krebsgewebe zeigten mehr als ein Viertel deutliche Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen. „Wir haben 255 Proteine identifiziert, die im Tumor entweder sehr stark oder schwach ausgeprägt waren“, sagt Dr. Christoph Schröder, Forscher Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und Geschäftsführer der DKFZ Ausgründung Sciomics GmbH in Heidelberg. Damit ließen sich die Krebserkrankungen in Gruppen einteilen. „Eine Auswahl von 20 Proteinen soll in Zukunft sehr genau vorhersagen können, wie wahrscheinlich ein Rückfall ist“, so Schröder.
Mindestens fünf Jahre muss der Test noch erprobt werden
Doch bis zur klinischen Anwendung des neuen Testverfahrens ist es noch ein weiter Weg. Dem DKFZ zufolge muss die neue Studie mindestens weitere fünf Jahre laufen, um den Krankheitsverlauf lang genug verfolgen zu können. Dazu will man die Studie jetzt auf mehrere hundert Patienten mit Blasenkrebs ausweiten. „ Wir hoffen, dass wir die vielversprechenden Ergebnisse bestätigen können“, erklärt Dr. Jörg Hoheisel, Abteilungsleiter am DKFZ.
Das Verfahren beruht auf Antikörper-Microarrays. Mit Microarrays suchen Wissenschaftler nach Proteinen, die sich bei Patienten und gesunden Personen unterscheiden oder in verschieden Patientengruppen unterschiedlich häufig vorkommen. Solche Unterscheidungsmerkmale können als Biomarker zur Diagnose oder Vorhersage des Krankheitsverlaufs herangezogen werden, um dann eine erfolgversprechende Therapie auszuwählen.
Mit dem neuen Test zur Bestimmung des Rückfallrisikos bei Blasenkrebs stellen die Forscher enorme Einsparpotenziale in Aussicht, sowohl was die Anzahl der Blasenspiegelungen als auch deren Kosten betrifft. Zu den Kosten des Tests wurde indes nichts bekannt.
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