Berlin erforscht neuartige Impfstoffe

HIV T-Zellen, © NIH
Impfstoffe basieren bislang auf einem gemeinsames Funktionsprinzip: Abgetötete oder abgeschwächte Erreger regen die Herstellung von Antikörpern an, die an die Erreger binden und sie so unschädlich machen. Allerdings wirkt dieses Impfstoff-Prinzip nicht gegen Erreger, die sich in Körperzellen verstecken und dort nicht von den neutralisierenden Antikörpern erreicht werden. Dazu gehören u. a. Hepatitis C, HIV und Malaria. Ebenfalls funktioniert das herkömmliche Prinzip nicht, wenn sich ein Erreger schnell verändert oder wenn er gar die Immunzellen befällt wie etwa bei HIV.
Forschung an neuen Impfstoff-Verfahren
Seit vielen Jahren wird deshalb intensiv an neuen Impfstoff-Verfahren geforscht. Diese sollen neben den neutralisierenden Antikörpern (humorale Immunantwort) auch die "Killer-Zellen" oder zytotoxische T-Zellen mobilisieren (zelluläre Immunantwort). Sie wären in der Lage, in Zellen versteckte Erreger zu bekämpfen und könnten auch stabile Bestandteile von Erregern erkennen. Bisher waren diese Entwicklungsansätze jedoch erfolglos, weil unbekannt war, welche dendritischen Zellen die Killer-T Zellen ansprechen. Dendritische Zellen sind eine Art Wächterzellen des Immunsystems, die Erreger aufnehmen, zerlegen, Bruchstücke auf ihrer Oberfläche präsentieren und damit andere Abwehrzellen alarmieren.
Zelluläre Immunabwehr mobilisieren
Hier ist jetzt den RKI-Wissenschaftlern ein wesentlicher Fortschritt gelungen. Sie isolierten aus menschlichem Blut alle sehr seltenen Untergruppen von dendritischen Zellen und untersuchten ihre Funktion. Hierbei wurde offenkundig, dass es auch beim Menschen eine Untergruppe von dendritischen Zellen gibt, die den Killer-T Zellen sehr effektiv Bestandteile von Erregern präsentieren und sie damit aktivieren. Es wurde auch deutlich, dass diese dendritischen Zellen von den bisherigen Impfstoffen nicht erreicht werden können.
"Die Identifizierung solcher dendritischer Zellen, welche die zelluläre Immunabwehr mobilisieren, ist daher ein entscheidender Schritt für die Entwicklung neuartiger Impfstoffe", meint Richard Kroczek, Leiter der Arbeitsgruppe im Robert Koch-Institut.
Die Arbeit wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Journal of Experimental Medicine veröffentlicht. In der gleichen Zeitschrift veröffentlichten Arbeitsgruppen aus Frankreich und Australien ähnliche Erkenntnisse, das unterstreicht Bedeutung und Dynamik dieses Forschungsgebiets.