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Nach einer überstandenen Covid-19-Infektion leiden Betroffene deutlich häufiger an einer Autoimmunerkrankung als Menschen ohne Covid-19-Diagnose. Das ergeben Analysen von umfangreichen Krankenversicherungsdaten.
Für die Untersuchung haben sich das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), die Medizinische Fakultät der TU Dresden, AOK Plus, Barmer, DAK-Gesundheit, IKK classic, Techniker Krankenkasse, das InGef - Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin und das Robert Koch-Institut zusammengetan.
640.00 Probanden mit nachgewiesener Covid-19-Erkrankung
In die Analyse gingen Daten von 640.000 Personen mit labormedizinisch nachgewiesener Covid-19-Erkrankung im Jahr 2020 ein, darunter 76.000 mit vorbestehender Autoimmunerkrankung. Für jede infizierte Person schlossen die Forschenden drei nichtinfizierte Versicherte in die Studie ein, die hinsichtlich Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Nachbeobachtungszeit vergleichbar waren.
Infizierte und Nicht-Infizierte wurden hinsichtlich 41 vorab festgelegter Erkrankungen verglichen, die drei bis 15 Monate nach der Infektions- beziehungsweise Einschlusszeit neu dokumentiert wurden. Davon wiesen 30 eine hinreichend große Inzidenz auf, um Schätzwerte auszuweisen.
Autoimmunerkrankungen könnten Covid-19-Folge sein
Bei Probanden mit einer SARS-CoV-2-Infektion kamen 15,05 Diagnosen einer Autoimmunerkrankung auf 1.000 Versichertenjahre. Dagegen waren dies bei Menschen ohne SARS-COV-2-Infektion nur 10,55 Diagnosen. Autoimmunerkrankungen könnten also Covid-19-Folge sein.
Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitiden) wie Morbus Wegner, Morbus Behcet oder Arteriitis temporalis wiesen die größten Assoziationen mit Covid-19 auf. "In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf", sagt Prof. Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden in einer Pressemitteilung.
Durch Virusinfektion verursachte Autoantikörper
Post-Covid (umgangssprachlich Long-Covid) werden längerfristige, mindestens drei Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion fortbestehende oder neu hinzukommende Krankheitssymptome und gesundheitliche Einschränkungen zusammengefasst. Bislang ist es eine offene Forschungsfrage, welche Symptome Post-Covid umfassen kann und wie viele Menschen davon betroffen sind.
Es wird bereits länger spekuliert, dass die durch Virusinfektionen, wie SARS-CoV-2, verursachten Autoantikörper bei einem Teil der Infizierten eine Autoimmunerkrankung auslösen können. Diese Ergebnisse beziehen sich hier auf die Nachverfolgung jener Betroffenen mit einer Infektion des Wildtyps des Virus. Erkenntnisse über andere Varianten des Virus bestehen aktuell nicht.