Atemwegs-Erkrankungen steigen sprunghaft an

Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von typischen saisonalen Atemwegsinfekten zieht spürbar an. Ein Drittel der Fälle sind Corona-Infektionen. – Foto: AdobeStock/Monstar Studio
Die kalte Jahreszeit hat noch nicht richtig begonnen – schon steigt die Zahl von Menschen deutlich an, die wegen einer Erkrankung der Atemwege arbeitsunfähig krankgeschrieben sind. Nach einem Tiefstand in der ersten Septemberwoche (36. Kalenderwoche) mit rund 200 Krankgeschriebenen je 10.000 anspruchsberechtigte Barmer-Versicherte waren in der ersten Oktoberwoche (Kalenderwoche 40) rund 410 je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigte arbeitsunfähig – ein Anstieg von mehr als 100 Prozent. Das ergibt sich aus einer aktuellen Analyse des „Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung“ (bifg).
Saisonalen Atemwegsinfekte: Ein Drittel sind Corona-Fälle
In diesen Zahlen sind alle Krankschreibungen aufgrund von typischen saisonalen Atemwegsinfekten erfasst, darunter insbesondere Corona-Infektionen, Grippe oder Lungenentzündung (Pneumonie). Die Corona-Krankschreibungen machen von allen Atemwegs-Krankschreibungen 31 Prozent aus. Auch hier steigt die Zahl der Krankschreibungen langsam wieder an. In der Kalenderwoche 40 waren der Analyse zufolge 130 je 10.000 Anspruchsberechtigte mit einer Covid-19-Infektion krankgeschrieben.
Atemwegserkrankungen: Ostdeutschland flächendeckend vorne
Den Ergebnissen der Analyse zufolge gibt es massive regionale Unterschiede bei der Rate der Atemwegs-Krankschreibungen. In der Vergleichswoche Anfang Oktober (also Kalenderwoche 40) war Thüringen mit 493 je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigten am stärksten betroffen. Auf Platz zwei und drei befanden sich Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt mit jeweils 479 je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtige, die wegen Atemwegs-Erkrankungen arbeitsunfähig waren. Die ostdeutschen Flächenländer liegen dabei alle über dem Durchschnitt. In Westdeutschland ist neben Rheinland-Pfalz, wie erwähnt, nur Bremen auffällig stark betroffen.
Hamburg und Süddeutschland am geringsten betroffen
Den niedrigsten Wert gab es in Hamburg mit 326 je 10.000 Anspruchsberechtigte. Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hatten mit 368 beziehungsweise 361 je 10.000 Anspruchsberechtige ebenfalls vergleichsweise geringe Arbeitsunfähigkeitszahlen in diesem Zeitraum.
Winter 2022/2023: Stärkere Grippewelle befürchtet als in den ersten beiden Corona-Wintern
In den vergangenen beiden Wintern bewegte sich die Zahl der saisontypischen Infektionskrankheiten auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Die ansonsten übliche Grippewelle fiel nach Statistiken der Krankenkassen sogar regelrecht aus. Erklärt wurde das insbesondere mit den Infektionsschutzmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie.
Für die jetzt bevorstehende Saison rechnen Experten aber wieder mit höheren Zahlen. Als ein Grund dafür gilt etwa die Lockerung der Maskenpflicht. Zweitens dürfte das Risiko für eine Ansteckung beispielsweise mit Grippe diesmal für viele größer sein, weil das Immunsystem nach zwei Jahren mit niedrigen Grippezahlen auf den Erreger nicht mehr so gut vorbereitet ist.