
Mundhöhlenkrebs: ASS beugt Rezidiven vor – Foto: BillionPhotos.com - Fotolia
In der Fachliteratur wird es seit langem diskutiert: Tumorprophylaxe per antientzündlicher Therapie. Patienten mit regelmäßiger Einnahme von nichtsteroidalen, antientzündlichen Medikamenten sollen ein geringeres Risiko für das Auftreten von Plattenepithelkarzinomen Kopf-Halsbereich haben – das sind bösartige, von der Haut oder Schleimhaut ausgehende Tumoren.
Diese Vermutung überprüften jetzt Mund,- Kiefer- und Gesichts-Chirurgen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Sie führten über einen Zeitraum von 5 Jahren Untersuchungen an 265 Patienten mit Mundhöhlenkrebs durch. Sie erfassten jeweils die spezielle Tumorklassifikation, ob eine Strahlen- und/oder Chemotherapie erfolgte und ob Acetylsalicylsäure, kurz ASS (der Wirkstoff von Aspirin) aufgrund von Begleiterkrankungen eingenommen wurde.
ASS beugt Krebs-Rezidiv vor
Bei 9,1 Prozent (24 der 265 Patienten) kehrte der Krebs zurück. Bei den Patienten ohne ASS-Einnahme waren es 10,8 Prozent, bei den Patienten mit ASS Einnahme lag die Rezidivrate bei 3,3 Prozent - 2 von 61 dieser Patienten erlitten einen Rückfall. Das zeigt einen klaren Trend zu einer geringeren Rückfallrate bei ASS-Einnahme.
Aufgrund der geringen Fallzahl streben die Wissenschaftler nun eine größere, multizentrische Fortsetzung der Studie an. Sie wurde auf dem 66. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 2016 in Hamburg vorgestellt.
ASS senkt Darmkrebs-Risiko
Bereits mehrere große Studien haben belegt, dass ASS das Darmkrebs-Risiko senkt. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) war an einer 2015 veröffentlichten Studie beteiligt, die untersuchte, über welche zellulären Prozesse das Medikament verhindert, dass Krebs entsteht. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass Aspirin die Konzentration des Stoffwechselprodukts 2-Hydroxyglutarat im Blut der Probanden senkte. Auch in zwei Darmkrebs-Zelllinien ließ sich der Effekt beobachten.
2-Hydroxyglutarat gilt als Krebstreiber, denn bei bestimmten Leukämien und Hirntumoren wurden erhöhte Konzentrationen der Substanz gefunden. ASS hemmt dabei das Enzym HOT (Hydroxyacidic-oxoacid Transhydrogenase), das seinerseits die Produktion von 2-Hydroxyglutarat anregt.
ASS kann Nebenwirkungen verursachen
Nachteil von ASS: Es kann auch Nebenwirkungen verursachen, darunter schwere Blutungen im Magen-Darm-Trakt. „Wenn wir den Wirkmechanismus kennen, hilft uns das möglicherweise dabei, ASS gezielt denjenigen Menschen zu verordnen, denen es am meisten nutzt und die das geringste Risiko haben, schwere Nebenwirkungen zu entwickeln“, sagt Studienleiterin Cornelia Ulrich vom Huntsman Cancer Institute in Salt Lake City.
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