Alufolien-Gerichte oft stark belastet

Der Klassiker Folien-Kartoffel & Co: Je nach verwendeter Folie kann das Aluminium in intolerablen Mengen in die Nahrung übergehen
Geruchsneutral, ofenfest und ein Garant für das Gelingen vieler Rezepte– die Erfindung der Alufolie hat viele Handgriffe in der Küche erleichtert. Doch das Aluminium aus der Folie kann in Eingewickeltes und Zubereitetes übergehen. Und zwar in bedenklichen Mengen, wie eine Laboruntersuchung im Auftrag des NDR Verbrauchermagazins "Markt" ergeben hat.
Untersucht wurden Spargel, die in drei verschiedenen Alufolien im Ofen zubereitet wurden. Die höchste Menge an Aluminium hatte das Labor in Spargel gefunden, der in einer Marken-Alufolie eingewickelt im Ofen zubereitet wurde: hochgerechnet 27 Milligramm pro Kilogramm. Beim Spargel, der in der Supermarkt-Eigenmarken-Folie zubereitet wurde, wies das Labor 22,7 Milligramm Aluminium nach. Beim Spargel aus der Discounter-Alufolie waren es noch 15 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel.
Spargel in der Folie überschreitet zulässige Tagesdosis
Die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge liegt laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei einem Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener darf demnach 8,6 Milligramm Aluminium pro Tag aufnehmen. Isst er nun 500 Gramm foliengegarten Spargel, hat er die Tageshöchstmenge bereits überschritten bzw. bei der Discounterfolie nahezu erreicht.
Experten wie der Toxikologe Prof. Edmund Maser von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel raten, die Aluminium-Aufnahme, dort zu reduzieren, wo man es selbst in der Hand hat. Denn der Mensch nimmt Aluminium aus verschiedenen Quellen auf. Am meisten durch Nahrungsmittel, aber zum Beispiel auch über Deodorants.
Aluminium lagert sich in Knochen an
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stehen bei der Betrachtung des Gefährdungspotenzials von Aluminium "Wirkungen auf das Nervensystem und reproduktionstoxische Wirkungen (Wirkungen auf Fruchtbarkeit und ungeborenes Leben) sowie Effekte auf die Knochenentwicklung im Vordergrund".
Die drei Hersteller beteuerten gegenüber dem NDR, ihre Produkte entsprächen geltenden Verordnungen und seien nicht gesundheitsschädlich. Überprüfen lässt sich das aber kaum. Außerdem verwiesen sie auf ihre Warnhinweise, in denen sie auf den Packungen ausdrücklich vor der Verwendung mit salz- und säurehaltigen Lebensmitteln warnen. Prof. Edmund Maser findet den Hinweise irreführend: "Dieser Warnhinweis ist missverständlich und so nicht korrekt. Es ist begrüßenswert, dass der Hinweis auf Säure und Salz dort draufsteht. Dass an die Lebensmittel abgegebene Bestandteile nicht gesundheitsschädlich sind, ist nach dem heutigen Stand der Forschung aber mit dieser pauschalen Aussage nicht richtig. Dieser Zusatz in den Warnhinweisen sollte gestrichen werden“, so der Toxikologe im Interview mit dem NDR am Montag.
Ungeachtet der Warnhinwiese auf den Packungen fanden die NDR-Reporter auf den Internetseiten aller drei Unternehmen Kochrezepte, die eine Zubereitung salz- oder säurehaltiger Lebensmittel in Alufolie vorsehen. Markenhersteller und Supermarkt haben nach der Anfrage des NDR inzwischen einen Teil der Rezepte mit Alufolie von den Internetseiten entfernt. Manche Rezepte wurden laut NDR zumindest überarbeitet.
Foto: © kab-vision - Fotolia.com