
Forscher testen vorbeugende Impfung mit Allergenen wie etwa Gräserpollen – Foto: Ingo Bartussek - Fotolia
Den Wissenschaftlern gelang es, Allergene an köpereigene weiße Blutkörperchen zu binden, um bei einem zukünftigen, möglichen Kontakt mit dem betreffenden Allergen eine Toleranzreaktion auszulösen. Sie bedienten sich dazu einer Methode, die in der Transplantationsmedizin eingesetzt wird – nämlich das Auslösen einer immunologischen Toleranzreaktion für das Spenderorgan.
Die im Fachmagazin EBioMedicine erschienene Studie wurde von der Universitätsklinik für Chirurgie und dem Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung durchgeführt.
In Körper eingeschleuste Allergene verhindern Allergie
Die Mäuse, deren weiße Blutkörperchen mit den jeweiligen Allergenen – das sind Proteine, auf die das Immunsystem bei einer Allergie unnötig stark reagiert – verbunden wurden, blieben nachhaltig gegenüber der Allergie resistent.
Zuerst werden dafür die weiße Blutkörperchen entnommen, mit dem Allergen versetzt und anschließend mit einem Biologikum, das aus der Rheumatologie bekannt ist (Wirkstoff Abatacept) und einem Mittel aus der Immunsuppression und Onkologie (Sirolimus) wieder injiziert.
Das derart eingeschleuste Allergen schlummert praktisch wie ein trojanisches Pferd auf der Zelle. Kommt es dann zu einem Kontakt mit dem Allergen, etwa mit Gräserpollen, ist der Körper immun gegen diesen vermeintlichen Angriff beziehungsweise toleriert die betreffenden Proteine.
Mit einer einzigen Impfung Allergie unterbinden?
Thomas Wekerle, Experte für Transplantationsimmunologie: „Die nachhaltige Wirkung erweckt Hoffnung auf unsere Vision eines lebenslangen Schutzes vor Allergien mit nur einer einzigen Impfung.“ Für einen Einsatz in der Klinik seien aber noch weitere, jahrelange Studien notwendig.
Generell könnten aber vor allem zunächst Risikogruppen geimpft werden – zum Beispiel Kinder, deren Eltern an Allergien leiden. Ziel: Die Allergie gar nicht erst zum Ausbruch kommen zu lassen, damit schwere Folgen wie etwa Asthma, das sich aus Heuschnupfen beziehungsweise einer Pollenallergie entwickeln kann, ausbleiben.
Allergene können ganz gezielt ausgewählt werden
Das Praktische ist, dass es sozusagen eine Landkarte der Allergene gibt, so Studien-Autor Rudolf Valenta. „Man weiß ganz genau, welche Allergene bei einer Allergie wirken, daher könnte man das nützen, um die Zellen ganz gezielt zu immunisieren und tolerant zu machen.“
Bislang können Allergien nur nach ihrem Auftreten bekämpft werden - mit einer mehrere Jahre dauernden Spritzentherapie. Bei solch einer spezifischen Immuntherapie (SIT) wird der Körper in steigenden Dosen an das Allergen gewöhnt.
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