Alkohol schadet dem Herzen stärker als gedacht

Alkohol schadet dem Herzen auch, wenn sonst keine Risikofaktoren vorliegen – Foto: Richard Villalon - Fotolia
Wieviel ein Mensch tatsächlich trinkt, ist schwer festzustellen. Daher haben die Forscher der Universität in San Francisco für ihre Studie, mit der sie die Auswirkungen von Alkohol auf das Herz untersuchen wollten, einen anderen Weg gewählt. Dazu verglichen sie die Herzgesundheit von Menschen, bei denen ein Arzt einen missbräuchlichen Alkoholkonsum festgestellt hatte, mit der von Personen, bei denen das nicht der Fall war. Insgesamt flossen die Daten von 15 Millionen Patienten in die Auswertung ein. Bei 1,8 von ihnen deuteten die Angaben der Ärzte auf einen Alkoholmissbrauch hin, also immerhin bei rund 270.000 Personen.
Alkohol begünstigt Bluthochdruck und Entzündungen
Nach Herausrechnen der anderen Risikofaktoren zeigte sich, dass Menschen, die übermäßig viel Alkohol zu sich nahmen, doppelt so häufig von Vorhofflimmern betroffen waren wie andere. Ihr Risiko für eine Herzinsuffizienz war sogar 2,3-mal so hoch – damit erhöht Alkohlmissbrauch die Wahrscheinlichkeit für eine Herzschwäche stärker als Blutdruck oder Rauchen. Zudem erlitten Patienten mit entsprechendem Verdacht 1,4-mal so häufig einen Herzinfarkt wie Personen, bei denen nichts auf Alkoholmissbrauch hindeutete.
Alkohol kann dem Herzen auf unterschiedliche Art und Weise schaden. So begünstigt er auf Dauer die Entstehung von Bluthochdruck, der wiederum die Gefäße schädigt und so ein Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Doch das ist nicht alles. „Alkohol verstärkt auch das Entzündungsgeschehen im Körper und fördert Arteriosklerose“, so Studienleiter Dr. Isaac Whitman. Alkohol kann zudem die elektrischen Impulse stören, die den Herzschlag regulieren.
Vorsicht bei bereits vorhandenen Herzleiden
Interessanterweise war der Einfluss von Alkoholmissbrauch bei Menschen, die sonst keine klassischen Risikofaktoren aufwiesen, besonders groß. Hatten die Probanden jedoch bereits kardiale Risikofaktoren, spielte der Alkohol für die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu bekommen, eine weniger große Rolle.
Allerdings betraf das nur das relative Risiko. Relevant hingegen ist das absolute Risiko. Denn wer schon ein Herzleiden aufweist, hat auch ein höheres Risiko, auch noch eine andere Herzkrankheit zu bekommen. Zu viel Alkohol verdoppelt dies noch einmal. Fazit: Vor allem Patienten mit bereits vorhandenem Herzleiden sollten mit Alkohol vorsichtig umgehen. Und auch wer sonst keine Risikofaktoren aufweist, sollte die möglichen Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum nicht unterschätzen.
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