Ärzte warnen: Schmerzmedizinische Einrichtungen nicht wieder schließen

Mediziner fordern, auch während der Coronakrise die Versorgung anderer Erkrankungen auftrechtzuerhalten – Foto: ©upixa - stock.adobe.com
Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Krankenhäuser aufgefordert, planbare Eingriffe zu verschieben, um mehr Kapazitäten für die Behandlung von COVID-19- Intensivpatienten zu haben. In der Folge waren drei Viertel der stationären schmerzmedizinischen Einrichtungen in Krankenhäusern geschlossen worden. Alle anderen Kliniken hatten ihre schmerzmedizinischen Kapazitäten deutlich reduziert. Das ergab eine Umfrage des BDSV von Mitte April.
Hygienemaßnahmen schützen Patienten
„Sollte aufgrund der aktuellen Infektionslage erneut erwogen werden Krankenhäuser aufzufordern, elektive Eingriffe zu verschieben, darf dies nicht wieder wie im Frühjahr zu Lasten von Patienten mit chronischen Schmerzen gehen“, erklärte der BVSD-Vorsitzende Professor Joachim Nadstawek. Er warnt ausdrücklich vor einer womöglich geplanten erneuten Schließung von teil- und vollstationären schmerzmedizinischen Einrichtungen während der aktuellen Corona-Pandemie.
„Wir haben inzwischen gelernt, besser mit dem Coronavirus umzugehen. Mit den vom BVSD und Hygieneexperten gemeinsam entwickelten Hygienemaßnahmen zur Infektionsprophylaxe können wir unsere Patienten mit chronischen Schmerzen im Rahmen der Pandemie weiterhin versorgen“, so Nadstawek.
Schließung schmerzmedizinischer Einrichtungen nicht nötig
Einer Mitteilung des BVSD zufolge hat der Verband in Abstimmung mit Hygieneexperten detaillierte und systematische Hygieneempfehlungen für die teil- und vollstationäre Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen im Rahmen der Corona-Pandemie veröffentlicht. Im Mittelpunkt stehen dabei demnach Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe für Gruppentherapien. Die Schließung schmerzmedizinischen Einrichtungen in Krankenhäusern sei daher nicht wieder notwendig.
Ambulante Angebote nicht ausreichend
Schätzungsweise 3,4 Millionen Deutsche leben mit chronischen Schmerzen. Doch nur rund 350.000 Patienten können von einem ambulant tätigen Schmerztherapeuten versorgt werden. Eine stationäre Schmerztherapie kann notwendig sein, wenn die Schmerzen ambulant nicht in den Griff zu bekommen sind oder ihre Ursache nicht herausgefunden kann. Auch bei einer Abhängigkeit von Schmerzmedikamenten kann ein Aufenthalt in einer Schmerzklinik sinnvoll sein.
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