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In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr(FDP) verlangt der Bundesverband der Pneumologen (BdP) zusammen mit der Deutschen Herzstiftung, dem Krebsforschungszentrum und weiteren Organisationen die Anerkennung der Tabakabhängigkeit als Suchterkrankung und die Übernahme der Kosten für Diagnose und Therapie durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Für die Bereitstellung dieser Leistungen müssten die Budgets der behandelnden Ärzte erweitert werden.
Tabakentwöhnung mit finanzieller Beteiligung der Krankenkassen?
"Die Tabakabhängigkeit ist selbst als Erkrankung anzuerkennen und der Alkohol- und Drogenabhängigkeit gleichzustellen", sagte Dr. Thomas Hering, der Vizechef des BdP gegenüber der FAZ. Hering und seine Mitstreiter berufen sich dabei auf ein Urteil des Obersten Bundesgerichts der Schweiz. Dort heisst es, dass es sich bei der Nikotinabhängigkeit um eine Krankheit handle und dass der abhängige Raucher Anspruch auf eine finanzielle Beteiligung der Krankenkassen an den Heilbehandlungen habe.
In Deutschland ist das nicht der Fall. Raucherentwöhnung fällt hier unter so genannte Lifestyle-Therapien, für die die gesetzlichen Krankenkassen nicht aufkommen. So müssen Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, die Kosten für Diagnose, medizinische und psychologisch-psychotherapeutische Behandlung sowie für Medikamente wie etwa Nikotinpflaster in Deutschland selber tragen. Manche Krankenkassen übernehmen aber auf freiwilliger Basis anteilig die Kosten einer "Raucherentwöhnungsgruppe".
Nikotinabhängigkeit in Deutschland nicht richtig beurteilt?
Die Unterzeichner des Briefes bezeichneten diese Situation als Missstand in der Beurteilung der Nikotinabhängigkeit in Deutschland. Es sei erwiesen, dass 60 Prozent aller Raucher an einer behandlungsbedürftigen Abhängigkeitserkrankung litten. Zudem weisen sie daraufhin, dass Rauchen zahlreiche schwerwiegende Folgeerkrankungen und erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem verursacht. Die Kosteneffektivität der Tabakentwöhnung sei hinreichend nachgewiesen, so die Experten. Laut Pfizer kostet die die medikamentöse Therapie etwas weniger als vier Euro am Tag und dauert in der Regel zwölf Wochen.
Mit dem offenen Brief Mitte Januar haben sich die Organisationen bereits zum zweiten Mal an Daniel Bahr gewandt. Ein erster Brief vom August 2011 sei vom Bundesgesundheitsminister erst nach fünf Monaten beantwortet worden, teilte Hering mit. Man werde den Fall juristisch prüfen, hiess es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Auf den offenen Brief sei bislang noch keine Reaktion erfolgt.
Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören:
Bundesverband der Pneumologen
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie
Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V.
Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin e.V.
Deutsche Herzstiftung e.V.
Deutsches Krebsforschungszentrum
Wissenschaftlicher Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) e.V.
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