
Mundgesundheit fängt im Kindergarten an: die Zahnmedizinische Gruppenprophylaxe hat unter der Corona-Pandemie sehr gelitten – Foto: © Adobe Stock / RioPatuca Images
Richtig Zähneputzen - das lernen in Deutschland Millionen von Kindern in Kitas und Schulen durch die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe. Laut Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit ist es das "reichweitenstärkste Präventions- und Gesundheitsförderungsangebot" für Kinder und Jugendliche in der Geschichte der Bundesrepublik: „Die Gruppenprophylaxe ist eine Erfolgsgeschichte, denn sie erreicht in Kita und Schule alle Kinder. Das ist ein großer Vorteil, wenn etwa im Elternhaus die Mundgesundheit nicht ausreichend unterstützt wird. Ungleiche Startchancen werden so abgemildert", sagte Dr. Michael Kleinebrinker vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung am gestrigen Tag der Zahngesundheit.
Internationaler Spitzenwert
Zahlen des Aktionskreises, zu dem unter anderem die Bundeszahnärztekammer und der GKV-Spitzenverband gehören, zeigen: In Deutschland sind 80 Prozent der 12-Jährigen kariesfrei. Das sei ein internationaler Spitzenwert. Die Gruppenprophylaxe habe entscheidend dazu beigetragen, so der Aktionskreis.
Aktuell nehmen demnach rund 4,6 Millionen Kinder und Jugendliche an der Gruppenprophylaxe teil, oft sogar mehrmals pro Jahr. Zentrale Inhalte sind die aktive Vermittlung einer kindgerechten und effektiven Mundhygiene, Ernährungsbildung, Fluoridierungsmaßnahmen zur Zahnschmelzhärtung und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen in den Einrichtungen.
Schon Kleinkinder haben Karies
Wie wichtig Mundhygiene von Anfang an ist, zeigen Zahlen zur frühkindlichen Karies: Bundesweit sind 10 bis 15 Prozent der unter 3-Jährigen davon betroffen. Um diese vermeidbare Erkrankung in allen Altersgruppen zurückzudrängen, sei es notwendig, Kinder und Jugendliche kontinuierlich im Rahmen der Gruppenprophylaxe für einen gesunden Lebensstil zu motivieren, mahnt das Aktionsbündnis.
„Der Bildungsauftrag für Kinder beinhaltet auch deren Heranführung und Anleitung zu guter Mundhygiene und guter Ernährungsweise. Kinder lernen durch Wiederholung und so wird beispielsweise aus dem täglichen Anleiten zum Zähneputzen in der Kita eine Routine, die die Kinder für ihr ganzes Leben erwerben und davon enorm profitieren“, sagt Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene (VfZ).
Pandemie hat verheerende Folgen für die Zahngesundheit
Die Coronapandemie hat sich allerdings sehr negativ auf die Durchführung der Gruppenprophylaxe ausgewirkt. In vielen Gemeinschaftseinrichtungen wurden die Aktivitäten des gemeinsamen Zähneputzens vollständig eingestellt – zum Teil bis heute. Zahlreiche Fallberichte weisen in der Folge auf eine deutliche Vernachlässigung der Mundhygiene und ein gesundheitsgefährdendes Ernährungsverhalten bei Kindern hin.
Das "Rad der zahnmedizinischen Prävention und Gesundheitsförderung" bei allen Kindern und Jugendlichen dürfe aber niemals stillstehen, Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. Zahngesundheitliche Chancengleichheit lasse sich mithilfe einer flächendeckenden Gruppenprophylaxe sehr wirkungsvoll umsetzen, wie die Erfahrungen zeigten. Die gruppenprophylaktische Förderung der Mundgesundheit in Kita und Schule sei effektive Prävention und Gesundheitsförderung von Anfang an und müsse unbedingt bewahrt bleiben.