61.000 Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung

Anders als man denkt, gibt es in Deutschland viele Menschen ohne Krankenversicherungsschutz. – Foto: Pixabay.com
Seit 139 Jahren gibt es in Deutschland die Gesetzliche Krankenversicherung. Mit dem am 15. Juni 1883 vom Reichstag dazu beschlossenen Gesetz waren damals zunächst nur Arbeiter krankenversichert. Heute ist ein Leben ohne Krankenversicherung für Bevölkerung insgesamt überhaupt nicht vorstellbar. Trotzdem gibt es das. „Für 61.000 Bundesbürger ist das harte Realität“: Darauf weist das Versicherungsunternehmen Clark GmbH hin und bezieht sich auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Ausländer ohne Krankenversicherung: Oft ist es Unwissenheit
Im Inland lebende Menschen aus dem Ausland und Selbstständige sind von der Versicherungslosigkeit offenbar am stärksten betroffen. Der Grund, weshalb insbesondere Personen aus dem Ausland (rund 0,5 Prozent) keinen Versicherungsschutz vorweisen, ist oftmals die Unwissenheit darüber, dass es in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht gibt. „Am schlechtesten schneiden in der Statistik jedoch die Selbstständigen ab – ein Drittel der Unversicherten hierzulande ist freiberuflich tätig“, heißt es beim Versicherungsmanager Clark.
Ohne Versicherung: „Bei Selbstständigen besonders kritisch“
„Wir sehen dies besonders kritisch. Denn gerade in der Selbstständigkeit ist man auf die eigene Gesundheit angewiesen - diese Abhängigkeit gilt es zu schützen." Ob man sich als selbständige Person privat oder gesetzlich krankenversichert, hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise dem Einkommen ab. „Hier sollten sich Unversicherte unabhängig informieren und beraten lassen, um den passenden Versicherungsschutz zu finden."
Unversichert im Teufelskreis: Nicht gezahlte Beiträge summieren sich
Neben Unwissenheit liegt die Ursache bei Unversicherten aber vor allem in den Kosten, die monatlich für den Versicherungsschutz anfallen. Wegen zu hoher Beiträge ganz auf den Schutz zu verzichten, kann laut der Clark-Experten langfristig ganz schön teuer werden: "Was viele nicht wissen: Für jeden Monat, in dem man nicht versichert ist, wird trotzdem ein Beitrag fällig. Versucht man also nach Jahren in die Krankenversicherung zurückzukehren, wartet ein Haufen an Beitragsschulden auf einen." Auch ein prozentualer Säumniszuschlag wird in solchen Fällen fällig. „Die Hürde, zurück ins Gesundheitssystem zu kommen, ist oft zu hoch“, so die Versicherungsberater weiter. Denn während es 2013 für Nicht-Versicherte noch die Möglichkeit gab, durch das Beitragsschuldengesetz angehäufte Schulden erlassen zu bekommen, besteht diese Option seit 2014 nicht mehr.
Trügerische Hoffnung: „Es wird schon nichts passieren“
möglicher Beitragsschulden appellieren die Experten von Clark an alle Unversicherten, eine Krankenversicherung abzuschließen. „Sich nur auf die Hoffnung zu verlassen, dass schon nichts passieren wird, ist gefährlich. Denn das Risiko, aufgrund einer ernsthaften Krankheit oder eines Unfalls in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen, ist viel zu groß." Im Jahr 2016 sind gesetzliche Krankenkassen Unversicherten zumindest einen Schritt entgegengekommen. Statt des vollen Versicherungsbeitrags verlangen sie nur noch etwa zehn Prozent. Auch die Säumniszuschläge wurden von fünf auf lediglich ein Prozent der offenen Beiträge reduziert. "Letztendlich sollte der Schutz der eigenen Gesundheit immer an erster Stelle stehen", so die Versicherungsexperten abschließend.
Dunkelziffer: Hundertausende ohne Krankenversicherung?
Die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland scheint auf dem ersten Blick rückläufig zu sein. Während 2011 etwa 128.000 Personen keinen Versicherungsschutz hatten, zählte das Statistische Bundesamt 2015 nur noch 79.000 Versicherungslose. Im Jahr 2020 waren es noch 61.000 Menschen. „Jedoch bleiben nicht-registrierte Einwanderer und Obdachlose in der Statistik unberücksichtigt“, heißt es bei Clark. „Manche Schätzungen legen daher nahe, dass hunderttausende Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung leben.“