24 Stunden faltenfrei: Forscher entwickeln „Second Skin“

Links mit „Second Skin“, rechts die normale Haut: So demonstrieren MIT-Wissenschaftler den Effekt ihrer neu entwickelten Haut aus Polymer
Lange haben Wissenschaftler des Massachusetts General Hospital (MIT) nach dem geeigneten Material für eine zweite Haut gesucht. Nun scheinen sie das richtige Gemisch gefunden zu haben. Wie das Team um Robert Langer im Fachmagazin „Nature Materials“ berichten, konnte zusammen mit dem Spin-Off Olivo Labs eine „Second Skin“ aus einem Polymer entwickelt werden, die sämtliche Anforderungen an Elastizität, Lichtreflexe und Verträglichkeit erfüllen soll. Das silikonbasierte Polymer wird in Form einer dünnen, kaum wahrnehmbaren Schicht auf die Haut aufgetragen. Vergleichende Fotos sowie ein Video des MIT zeigen den Effekt: Falten scheinen fast vollständig zu verschwinden, die Haut sieht um Jahrzehnte jünger aus. Zudem soll die zweite Haut die normale vor Austrocknung schützen. In einer ersten Pilot-Studie mit 25 Testpersonen hat die „Second Skin“ offenbar mehr als 24 Stunden lang gehalten, ohne Beschwerden zu machen.
Elastizität wie junge Haut
„Wir haben neun Jahre systematisch an dem Polymer gearbeitet, um sämtliche Eigenschaften von junger Haut zu imitieren“, sagt Langer. Die ersten Test-Ergebnisse seien atemberaubend gewesen.
Die Second Skin wird durch ein zweistufiges Verfahren angewendet. Zuerst werden die Polysiloxan-Komponenten auf die Haut aufgetragen. Anschließend folgt ein Platinkatalysator, durch den das Polymer einen stark vernetzten Film bildet, der bis zu 24 Stunden auf der Haut verbleibt. Im einem Video des MIT sieht man, um wie viel elastischer die Neuentwicklung ist: Ein Wissenschaftler zieht bei einer Probandin gleichzeitig an der zweiten Haut unter dem rechten Auge und an der alten Haut unter dem linken Auge - die Second Skin kehrt wesentlich schneller zu ihrer Ursprungsform zurück. Der darunter liegende Tränensack ist im Video so gut wie verschwunden.
UV-Schutz und andere medizinische Zwecke anvisiert
Neben kosmetischen erhoffen sich die Wissenschaftler auch noch andere Effekte von ihrer „Second Skin“, etwa UV-Schutz oder eine Behandlung von Ekzemen und Psoriasis. „Wir sind noch nicht sicher, ob die Haut für kosmetische oder medizinische Zwecke eingesetzt werden soll“, sagt Daniel Anderson vom MIT. In jedem Fall braucht es bis zur Marktreife weitere Studien. Selbst wenn die zweite Haut nur als Anti-Aging-Produkt vermarktet werden sollte, muss dessen Sicherheit noch an größeren Testpersonen-Kollektiven belegt werden.